US-ISPs verklagen mehr als 200 Spammer

Vier große amerikanische Internet Service Provider haben ihre Gangart gegenüber Spammern deutlich verschärft. America Online, Earthlink, Microsoft und Yahoo haben fünf konkrete Klagen sowie gegen 215 unbekannte "John Doe"-Spammer eingereicht.

Laut Mike Callahan, Senior Vice President bei Yahoo!, zielen die Klagen auf die "schlimmsten Spammer, die sich krimineller Taktiken bedienten". Die vier ISPs wollen künftig zusammenarbeiten, um Spam-Mails zurückzuverfolgen und Spammer zu identifizieren. Grundlage der Klagen ist der im vergangenen Januar inkraft getretene CAN-SPAM Act, der von Mailversendern unter anderem verlangt, korrekte Absenderadressen anzugeben.

Im Visier der Firmen sind insbesondere Spammer, die pornografische Inhalte, Diätprodukte, Kreditofferten, Universitätszertifikate und Viagra per Massenmails bewerben. Nach Angaben des E-Mail-Filterunternehmens Brightmail stammen rund 75 Prozent aller weltweit versandten Spam-Mails von Versendern in den USA. Die Gesamtanzahl der Spam-Mails wird auf monatlich zwölf Milliarden Nachrichten geschätzt.

Laut Nancy Anderson, stellvertretende Rechtsverantwortliche bei Microsoft, unterlägen viele US-Spamversender dem "Irrglauben", sich nicht strafbar zu machen, da sie den Mailversand von Servern außerhalb der USA organisierten. Microsoft filtert nach eigenen Angaben derzeit jeden Monat zirka zwei Milliarden E-Mails aus dem Postfächern von MSN und Hotmail - rund 90 Prozent des gesamten Mailverkehrs.

Aufgrund der rasch ansteigenden Spam-Menge habe sich Microsoft entschieden, gegen die größten Spammer rechtlich vorzugehen. Derzeit seien mehr als 60 Klagen anhängig, weitere sollen folgen: "Wir wollen jeden Spammer zur Verantwortung ziehen. Allerdings ist der Aufwand enorm hoch, Spam-Mails zurückzuverfolgen und Spammer zu identifizieren", sagte George Webb, Manager der Anti Spam Group von Microsoft, im Gespräch mit tecCHANNEL.

Zusammen haben die vier ISPs im Rahmen ihrer "Antispam Alliance" sechs Klagen eingereicht. Unter den Beklagten sind etwa Davis Wolfgang Hawke, der angeblich mehrere Millionen AOL-Adressen besitzt, sowie Eric, Matthew und Barry Head, die im Januar rund 94 Millionen E-Mails an Yahoo!-Nutzer geschickt haben sollen.

Trotz der Klagen dürfte die Aktion der vier ISPs wenig Einfluss auf die Versandmenge von Spam-Mails haben. Zu hoch sind die Gewinnspannen der größten Spammer, die monatlich mehrere Millionen US-Dollar mit ihrer Dienstleistung verdienen. Das weiß auch George Webb und sieht die Klagen als nur eine Komponente einer umfassenden Strategie gegen Spam: "Ziel ist es, den Versand von Massen-E-Mails unwirtschaftlich zu machen", erklärt der Manager. Deshalb sei es auch wichtig, parallel neue Filtertechnologien zu entwickeln, für neue Strafgesetze zu plädieren und Verbraucher weiterzubilden: "Spam ist noch immer eine Goldgrube. Nach unserer Erkenntnis haben sieben Prozent aller Internet-User mindestens einmal ein per Spam beworbenes Produkt gekauft. Das sind mehr als 40 Millionen Kunden." Zusätzliche Informationen finden Sie im Report Spam-Schutz für Server und im Artikel Kampf gegen Spam. (wgr/uba)