UMTS: Suche nach der "Killerapplikation"

"Keiner weiß, wie man mit UMTS Geld verdienen kann." Dies ist der Tenor des IBM MediaTalk zum Thema Mobiles Internet, der am 7.3. in München stattfand. Die Podiumsdiskussion drehte sich hauptsächlich um die Suche nach einer "Killerapplikation", mit der sich die UMTS-Kosten refinanzieren lassen.

Frank Sarfeld, Chief Communications Officer der Bertelsmann eCommerce Group, sieht Audio on demand, also den Download von Musiktiteln aus dem Web, als die UMTS-Anwendung und Geldquelle schlechthin. Auch kurze TV-Applikationen wie die schönsten Tore des Bundesliga-Spieltags seien als Killerapplikation denkbar. Bertelsmann könne hier als Content-Lieferant auftreten, sagte er. Seiner Meinung nach werde Telefonieren via UMTS kostenlos sein.

In diesem Punkt widersprachen ihm die anderen Diskussionsteilnehmer energisch. "Gar nichts wird umsonst sein", sagte UUNet-Sprecher Stephan Deutsch. Es gehe jetzt darum, clevere Geschäftsmodelle aufzubauen, um die hohen Lizenzkosten und Investitionen in die Infrastruktur zu amortisieren. Josef Weizenbaum, international anerkannter Computerwissenschaftler, sieht dies genauso. Er bezeichnete zwar Sarfelds Vorstellung vom Handy als Walkman als "große Idee", bemängelte aber im gleichen Atemzug, dass die Elektronik zu sehr auf Unterhaltung ausgelegt sei.

Alfred Pfaff, Leiter Sector Communications von IBM, brachte die Diskussion auf den Punkt. In der Mobilfunk-Branche herrsche große Unsicherheit. "Keiner weiß, wie man die UMTS-Kosten refinanzieren soll", sagte er. Jetzt sei Kreativität gefragt. Seiner Meinung nach gibt es keine einzelne Killerapplikation wie SMS bei GSM-Handys, sondern ein großes Portfolio von Anwendungen. Er verwies insbesondere auf Location based Services, das heißt örtliche Info-Dienste wie Fahrpläne, Wetterprognosen oder aktuelle Informationen zur Verkehrslage.

Für Motorola-Manager Ward Vermoere ist angesichts unserer Spaß-Gesellschaft klar: "Geld wird mit Spaß verdient." Als Beispiel nannte er Angebote wie verschiedene Klingeltöne für Handys, deren Download derzeit etwa 7,50 Mark kostet. Doch das Ei des Kolumbus konnte auch er nicht entdecken.

In einem jedenfalls waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: UMTS wird nur Erfolg haben, wenn die Unternehmen den Massenmarkt erreichen. Daher gehe es vor allem darum, dem Verbraucher den Mehrwert des neuen Mobilfunkstandards aufzuzeigen. Entscheidend seien der Nutzen der Anwendungen sowie das Preis/Leistungsverhältnis.

Weitere Informationen zum Thema UMTS finden Sie in den Reports UMTS: Dienste, Preise und Prognosen, UMTS: Chance für Provider und Hersteller und UMTS: Technik, Markt und Anwendungen. (jma)