Datenschützer mahnen Verletzung der Menschenwürde an

Überwachung von Mitarbeitern mit Sensoren und Hemdkamera

Der japanische Spezialist für digitale Landkarten DSS hat ein System zur Aufzeichnung der Routen und Tätigkeiten von Fabrikarbeitern entwickelt. Das System verwendet Sensoren und Kameras.

Die Neuentwicklung besteht aus drei Teilen. Zum einen tragen die Arbeiter einen Sensor am Knöchel, der die zurückgelegten Routen aufzeichnet. Zum anderen werden sie mit einer Kamera ausgestattet, die an Hemd oder T-Shirt befestigt wird und deren Aktionen aufnimmt. Zu guter Letzt protokolliert noch ein stationärer Sensor, der an verschiedenen Plätzen in der überwachten Firma aufgestellt wird, wie lang sich die Arbeiter an diesen Orten aufhalten. Das System kann bis zu 30 Arbeiter gleichzeitig überwachen.

Kritik am neuen Überwachungssystem kommt naturgemäß von Datenschützern. "Hierzulande wäre so etwas nicht vorstellbar. Das ist ein starker Eingriff in die Privatsphäre", so Hans Zeger, Obmann des Vereins Arge Daten im Gespräch mit pressetext. Vor allem die Aufzeichnung der Tätigkeiten mittels der Kamera ist ihm ein Dorn im Auge. "Dabei werden auch private Gespräche der Mitarbeiter aufgezeichnet, so etwas ist eine Verletzung der Menschenwürde", so der Datenschützer weiter.

Zur Datengewinnung mithilfe des neuen Sensorsystems wird zunächst eine digitale Landkarte des Arbeitsplatzes erstellt. Dann werden die stationären Sensoren an wichtigen Orten platziert und die mobilen Sensoren an den Mitarbeitern befestigt. Das System sammelt nun im Laufe des Tages Daten über die von den Arbeitern zurückgelegten Routen, die dann in die digitale Landkarte eingetragen werden. Die Videokamera zeichnet die Handgriffe des überwachten Mitarbeiters auf und die stationären Sensoren, die sogenannten "Milestones", protokollieren die Aufenthaltsdauer an wichtigen Orten.

Ein dreitägiger Einsatz der Überwachungstechnologie kostet inklusive Abschlussbericht rund 21.000 Dollar. Bisher benutzte man in Japan Camcorder, um den Arbeitsalltag von Fabrikarbeitern zu protokollieren. Diese Methode erwies sich jedoch als ineffizient und sehr teuer, denn es musste jedem überwachten Arbeiter ein Kameramann zur Seite gestellt werden. Mit der neuen automatisierten Überwachungstechnologie von DSS können die Kosten gering gehalten werden. (pte/cvi)