ttt:Staraufgebot beim Windows-2000-Start

Vor tausend Tagen: Mit Carlos Santana und Patrick Steward ("Captain Picard") schmückte sich Bill Gates bei der Windows-2000-Gala in San Francisco. Diesmal klappten alle Vorführungen des neuen Produkts. Microsoft will bereits die PCs von allen 70.000 Mitarbeitern auf das neue Betriebssystem umgestellt haben.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 18. 2. 2000. Mit unserem Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Auch wenn Bill Gates offiziell nicht mehr Chef von Microsoft ist: Die große Show zur Vorstellung von Windows 2000 ließ er sich nicht nehmen. Anderthalb Stunden führte er durch das Programm, unterstützt von Star-Trek-Darsteller Patrick Steward. Als dieser beim Stichwort "Enterprise" für den Firmeneinsatz von Windows 2000 Bill Gates die Moderation aus der Hand nehmen wollte, konterte der reichste Mann der Welt: "Wenn Sie schon der Captain der Enterprise sind, dann können Sie bitte auch diese außerirdischen Angreifer abwehren." Die Anspielung auf den Monopolprozess gegen Microsoft kam jedoch beim Publikum nicht sonderlich gut an.

Mehr Applaus ernteten die reibungslosen Vorführungen der neuen Funktionen von Windows 2000. Auch beim Anstecken von USB-Geräten gab es diesmal keine Probleme - die erste Demonstration von Windows 98 hatte hier zu einem Absturz geführt. Erstmals zeigte Microsoft auch den Datacenter-Server von Windows 2000 auf einer Unisys-Maschine mit 16 CPUs. Die Prozessoren wurden einzeln zugeschaltet und in ihrer Auslastung überwacht, um die Skalierbarkeit von Windows 2000 zu demonstrieren.

Das Paket gilt mit einem Entwicklungsaufwand von zwei Milliarden US-Dollar als größtes kommerzielles Software-Projekt der Computergeschichte. "Windows 2000 wird das Fundament des Business-Internet bilden", sagte Gates. Mit einer 200 Millionen US-Dollar teuren Werbekampagne will Microsoft in den kommenden Monaten vor allem Unternehmen als Kunden für Windows 2000 gewinnen.

Der Marktstart wurde aus Sicht von Microsoft durch Negativberichte über das neue System überschattet. In Deutschland wird die Software wegen des Teilprogramms "Diskeeper" vom Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik unter die Lupe genommen.

Nach Prognosen der Gartner Group, der weltweit größten Technologie-Beratungsfirma, wird außerdem jedes vierte Unternehmen Schwierigkeiten haben, seine Programme reibungslos auf Windows 2000 zum Laufen zu bringen. Gartner-Vizepräsident Michael Gartenberg sagte, Unternehmen sollten zumindest auf den ersten Service Pack warten, bevor sie in großem Maßstab auf das neue System umsteigen. Nach den Prognosen von Gartner werden im Jahr 2000 nur drei bis sechs Prozent der 1999 installierten Windows-NT-Server auf Windows 2000 umgestellt werden. Bis Ende 2001 sollen es aber 45 bis 50 Prozent sein.

Dafür soll unter anderem die versprochene Stabilität von Windows 2000 sorgen. Nach Tests der ZD Labs läuft Windows 2000 über 90 Tage ohne Absturz. Zwar sind diese von Gates zitierten Angaben mit Vorsicht zu genießen, die Vergleichswerte erwecken aber Vertrauen in die Tests: Danach läuft Windows 95 im Schnitt 2,1 Tage bis zum Absturz, und auch Windows NT 4.0 überlebt nur 5,2 Tage. Problematisch ist nach Tests von tecChannel auch das Treiberangebot für Windows 2000.

In Deutschland wird Windows 2000 am 24. Februar zur "CeBIT" vorgestellt. Nach Angaben von Microsoft wurden bereits die Dresdner Bank, die Robert Bosch GmbH sowie die Finanzverwaltung in Hamburg als erste Großkunden für Windows 2000 gefunden. In der Verwaltung der Hansestadt ist der Einsatz von Windows 2000 allerdings wegen der möglichen Scientology-Verflechtung nicht unumstritten. (nie)

Der Erfolg von Windows 2000 bei professionellen Anwendern war so groß, dass dort Windows XP nur zögerlich angenommen wird. Im Serverbereich konnte Microsofts 2000er Versionen nur noch Linux Paroli bieten. Windows XP wurde dann vor einem Jahr mit ähnlichem Rummel (Sting und Madonna wurden für die Party verpflichtet) vorgestellt. Es wird seitdem mit "Home Edition" und "Media Center Edition" vor allem in den Consumer-Markt gedrückt. (nie)