ttt: Dokumente belegen Existenz von Echelon

Ein US-Historiker hat in Unterlagen der National Security Agency erstmals konkrete Hinweise auf das Abhörprojekt Echelon gefunden. Über die Existenz und den Umfang des Angriffs auf die private Kommunikation existieren verschiedene Theorien.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 26.1.2000. Mit unserem Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Jeffrey Richelson, der für eine der Universität Washington angeschlossene Forschungseinrichtung tätig ist, hat in Dokumenten der National Security Agency (NSA) den Begriff Echelon gefunden. Bei den Dokumenten des US-Geheimdienstes handelt es sich um Akten, die inzwischen zur öffentlichen Einsicht freigegeben wurden. Richelson hat die Fundstücke im Web veröffentlicht.

Nach den Unterlagen von Richelson ist der Umfang von Echelon wohl geringer als vermutet. Echelon wird beispielsweise in einem der Dokumente mit einer Sicherheitseinrichtung der US-Marine in Verbindung gebracht. Richelson sagte, er bezweifle fast, dass mit Echelon überhaupt gegen Gesetze verstoßen worden ist.

Von privaten Interessengruppen war hinter Echelon ein weltumspannendes Abhörnetz vermutet worden, das vom US-Geheimdienst NSA geleitet wird. Zu den Beteiligten am weltweiten Spionagenetz, das seit dem Zweiten Weltkrieg arbeiten soll, gehören nach diesen Vermutungen neben den USA auch Großbritannien und Australien. Dem Projekt Echelon wird unter anderem zugetraut, dass es eine große Zahl der privaten Telefonate, Faxe und E-Mails "abhören" kann.

Wegen der anhaltenden Gerüchte hatte der US-Senat Ende vergangenen Jahres beschlossen, dass der Geheimdienst dem Kongress Details über Echelon nennen muss. Das Projekt Echelon war auch Gegenstand eines Berichts der wissenschaftlichen und technischen Beratungseinrichtung STOA an die Mitglieder des Europa-Parlaments. Mit Richelsons Entdeckung ist zumindest die Existenz und die Verbindung zur NSA bewiesen. (uba)

Anderthalb Jahre später, im Juli 2001, legte der Echelon-Ausschuss dem europäischen Parlament einen umfangreichen Untersuchungsbericht vor. Darin stellen die Experten fest, dass es keinen Zweifel an der Existenz von Echelon geben könne - und dass dem System kaum beizukommen wäre. Man empfahl Verhandlungen mit den USA zum Schutz von privater und geschäftlicher Kommunikation. Die Vereinigten Staaten versprachen im vorauseilenden Gehorsam schon im Juni 2001, die Echelon-Station in Bad Aibling zu schließen - das soll seit September 2002 vonstatten gehen. (nie)