Tribler: P2P-System bevorzugt "selbstlose" Nutzer

Forscher der Harvard University haben ein P2P-System entwickelt, dass den fairen Gebrauch von File-Sharing-Plattformen unterstützen soll. Die Technologie ist in erster Linie für IP-TV und hochauflösende Inhalte gedacht.

Das Projekt namens Tribler funktioniert auf Basis eines BitTorrent-Clients und benutzt Bandbreite sozusagen als "Tauschwährung". Wie die BBC berichtet, werden kooperative Nutzer, die mehr auf eine Plattform hochladen mit einer schnelleren Verbindung für ihre Up- und Downloads belohnt. Tribler soll künftig auch dazu beitragen, dass Internetfernsehen gerechter wird und verhindern, dass die Mehrheit nur von den Plattformen profitiert, aber selbst nichts dazu beisteuert. "In unserer Vorstellung könnte man das TV-Gerät direkt an das Internet anknüpfen und dadurch Video-on-Demand in HDTV-Qualität bereitstellen", sagt David Parkes, Professor an der Harvard University. Nachdem eine Sendung geschaut wurde, würde das System diese automatisch online zum Tausch anbieten und dadurch das eigene Up-Load/Down-Load-Konto wieder ins Gleichgewicht bringen.

Tribler hat inzwischen bereits die Aufmerksamkeit der European Broadcasting Union (EBU) erregt, die danach trachtet, ein standardisiertes Internet-TV-System in Europa zu etablieren. Auch in Sonys Playstation 3 soll das Programm bereits Verwendung gefunden haben, um die Konsole als Video-Sharing-Plattform zu nutzen. Eine Kooperation zwischen Sony und den Tribler-Entwicklern scheint es jedoch nicht zu geben. Die Nutzung des P2P-Systems obliegt den Usern selbst und läuft unabhängig vom Konsolenhersteller, heißt es seitens Sony Austria auf Nachfrage.

Tribler ermöglicht den Zugriff auf alle BitTorrent-Inhalte und hat darüber hinaus auch den Zugang zu YouTube und Liveleak miteingebaut. Das Programm benötigt dabei keinen zentralen BitTorrent-Server. Nach dem Start sucht das System automatisch nach anderen Clients und tauscht mit diesen Informationen wie beispielsweise die Downloadliste und verfügbare Dateien aus. Eine besondere Funktion des Programms ist das "Download Boosting". Dabei können Tribler-User ihre Bandbreite befreundeten Nutzern zur Verfügung stellen, damit deren Download beschleunigt wird.

Tribler bietet außerdem die Möglichkeit, Dateien mit zusätzlichen Informationen wie persönlichen Empfehlungen zu versehen. Dadurch wird das Internetfernsehen gleichzeitig zu einem Social-Network. Diese Komponente fördert den fairen Gebrauch des File-Sharings, weil sich die User austauschen und über missbräuchliche Nutzung Bericht erstatten können. Da es keinen zentralen Server gibt, wird die Gefahr, dass jemand ein P2P-Netzwerk böswillig attackiert, zudem eingeschränkt. (pte/mja)