Torvalds: Durchbruch für Linux im Desktop-Bereich

Dieses Jahr wird Linux endgültig den Desktop-Markt knacken, behauptet Kultfigur und Linux-Begründer Linus Torvalds. Auch sonst soll sich im Linux-Sektor in nächster Zeit einiges bewegen.

Linus Torvalds gilt als Vater des freien Unix. Rodney Gedda von unserer Partner-Site Computerworld Today sprach Mitte Januar 2004 mit dem Guru der Pinguin-Power auf der Linux.Conf.au in Adelaide, Australien.

Rodney Gedda: Wie beurteilen Sie die Fortschritte von Linux im Desktop-Bereich?

Linus Torvalds: Letztes Jahr lief es gut, doch das Ganze wird erst in diesem Jahr so richtig Aufsehen erregen. Jedes Betriebssystem tut sich anfangs im Server-Bereich leichter, da es hier an spezifische Aufgaben angepasst werden kann, wie etwa den Maildienst. Sich im Desktop-Markt zu behaupten ist schwieriger.

Aber jetzt werden der Kernel und andere Teile zusammengefasst, einschließlich Office-Anwendungen, Computerspielen und Webbrowsern. Und das macht den Linux-Desktop für den kommerziellen Markt interessant. Kommerzielle Anwender tendieren dazu, nur einen Desktop einzusetzen, KDE oder GNOME (GNU Network Object Model Environment), und dann daran festzuhalten. Bislang gab es einige Verwirrungen und Rivalitäten, die aber letztlich der Entwicklung beider Interfaces nur genützt haben. Momentan scheint es, als bewegten sie sich aufeinander zu, wie beim Red Hat Bluecurve-Interface.

Ich glaube aber nicht, dass X verschwindet. Es hat eine leistungsfähige Infrastruktur, und es wäre ziemlich dumm, es einfach so wegzuwerfen. Außerdem ist seine Netzwerk-Transparenz gut. Wahrscheinlich wird X zum 2D-Interface eines weniger komplex ausgelegten Grafiksystems, das auf OpenGL basiert. Der Linux-Desktop braucht eine 3D-Basis und X als das Interface für 2D.

Dass X und die Kernel-Entwicklung getrennt voneinander liefen, ist gut. So konnte sich das eine ohne das andere herausbilden, und dennoch hat DRI (Direct Rendering Infrastructure) dafür gesorgt, dass sie nicht völlig unabhängig voneinander sind. Für die Entwickler ist es gut, dass die beiden getrennt voneinander sind, denn es ist immer gut, wenn unterschiedliche Leute an den jeweiligen Entwicklungen beteiligt sind.