Oben sei glaubwürdig

Top-Ranking bei Google wird blind vertraut

Suchergebnissen im Web schenkt man umso mehr Glauben, je höher sie gereiht sind. Das zeigen Forscher der Northwestern University im "International Journal of Communication". "Viele Studenten denken, dass Seiten glaubwürdig sind, sobald Google sie auf Nummer eins setzt.

Das kann zum Problem werden, da Suchmaschinen ihre Ergebnissen nach anderen Kriterien reihen", so Studienleiterin Eszter Hargittai. Hargittai stellte Studenten die Aufgabe, bestimmte Informationen im Internet ausfindig zu machen. Gewählt wurde dabei meist Google oder andere große Suchmaschinen wie Bing, Wikipedia, AOL und Facebook. In fast allen Fällen klickten die Probanden auf die obersten Suchergebnisse. Ließ man sie einschätzen, wie glaubwürdig die jeweilige Seite sei, so gaben deren Layout oder Inhalt weit weniger Ausschlag als ihre Reihung im Ranking.

"Die Statistiken zeigen, dass die Internetnutzer bei der Recherche nur ein bis zwei, maximal drei Ergebnisseiten nach hinten sehen. Finden Sie die gewünschte Information nicht, ändern sie den Suchbegriff", erklärt Christoph Wendl, Geschäftsführer des Informationsdienstleisters Iphos IT Solutions, auf pressetext-Anfrage. Entsprechend wichtig sei die vordere Reihung einer Seite bei der Suche.

Da "Glaubwürdigkeit" kaum zu operationalisieren ist, setzt Google in der Reihung der Zielseite auf die Anzahl ihrer Querverlinkungen auf anderen Seiten. "Weiterempfehlung und soziale Anerkennung durch andere Seiten wird somit als Maßstab für das Ranking, zudem muss die Seite auf den Suchbegriff optimiert sein. Dadurch werden zwar nicht 100, jedoch 90 Prozent der relevanten Inhalte zuerst gereiht", so Wendl.

Die US-Forscher warnen vor der Google-Gläubigkeit bei Jugendlichen. Es sollte Aufgabe der Medienpädagogik in der Schule sein, mehr Gefühl für die Beurteilung von Seiten zu vermitteln. "Das Aufwachsen mit dem Web allein macht junge Menschen noch nicht zu intelligenteren Nutzern. Es wäre wichtig zu lernen, wie man die Glaubwürdigkeit einer Webseite misst", betont Hargittai. (pte/cvi)