Übersetzungshilfe

Tool soll Software-Lokalisierung erleichtern

Ein von einem amerikanisch-chinesischem Forscherteam entwickeltes Software-Tool spürt im Quellcode von Software automatisch jene Teile auf, die für die Kommunikation mit dem Nutzer gedacht sind. Dies erleichtert die Übersetzung der entsprechenden Teile.

Ein amerikanisch-chinesisches Forscherteam hat ein Software-Tool entwickelt, das eine einfachere Übersetzung von Computerprogrammen in Aussicht stellt. Dazu wird der Quellcode automatisiert nach Zeilen durchforstet, die für den Anwender im Benutzerinterface sichtbaren Text anzeigen und daher übersetzt werden müssen. "Das ist ein großer Fortschritt, weil es Programmierern das Durchforsten zehntausender Codezeilen erspart", sagt Tao Xie, Informatik-Assistenzprofessor an der North Carolina State University (NC State). Mithilfe der neuen Software könnte die Lokalisierung von Videospielen oder Anwendungen für internationale Märkte deutlich schneller erfolgen und gleichzeitig die Qualität der Übersetzung steigen. Bei der Entwicklung von Software wird nicht immer von Beginn an auf eine Internationalisierung geachtet, so die Forscher. Wenn ein solches Programm dann für eine andere Sprachregion lokalisiert werden soll, müssen Programmierer aufwendig in den etlichen Tausend Codezeilen nach jenen suchen, die für die Textanzeige im Benutzerinterface verantwortlich sind und daher übersetzt werden müssen. Die Software des Teams von NC State und Peking University ist dazu gedacht, diese aufwendige Arbeit zu erleichtern. Sie spürt im Quellcode automatisch jene Teile auf, die wirklich für die Kommunikation mit dem Nutzer gedacht sind und nicht für die Funktion des Programms im Hintergrund. Durch das schnellere Auffinden steige die Produktivität, so Xie. "Auch die Qualität wird besser, da die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass ein Programmierer einen Fehler macht und relevanten Code übersieht", betont der Informatiker.

Bei Tests an einem beliebten Online-Videospiel konnten die Forscher mithilfe ihres Tools 17 Fehler finden, in denen auf eine Übersetzung vergessen worden war, so Xie. Dass das Werkzeug zuverlässig die meisten unbedingt zu übersetzenden Code-Teile finden kann, wurde anhand von Open-Source-Programmen demonstriert - darunter der Texteditor "RText", die 3D-Grafiksoftware "Art of Illusion" und das Rundenstrategiespiel MegaMek.

Die Entwicklung, die im Mai auf der International Conference on Software Engineering näher vorgestellt werden soll, stößt allerdings auch auf Skepsis zumindest aus der Ecke großer Projekte. "Internationalisierung ist eine seit langem etablierte und standardisierte Praxis in der Anwendungsentwicklung", meint der Germanistikstudent und Firefox-Übersetzer Abdulkadir Topal gegenüber pressetext. Das von den Forschern beschriebene Problem bestehe seiner Erfahrung nach gar nicht. (pte/mje)