Mangelhafte Usability

Technikgeschenke überfordern ihre Benutzer immer mehr

Harter Job für die Probanden

"Ein Mobiltelefon sollte so einfach nutzbar sein wie ein Türgriff", lautet eine zentrale Forderung der Benutzerfreundlichkeits-Charta, die im November, zum internationalen World-Usability-Day, veröffentlicht wurde. Die Industrie hat hier noch großen Nachholbedarf. Immerhin, die Labortests zeigen Wirkung. Immer öfter ragen aus der Masse einzelne Geräte heraus, die nicht nur gut aussehen, sondern sich auch gut bedienen lassen.

Usability-Tests sind Knochenarbeit. An diesem Nachmittag Anfang Dezember sitzt ein Student in dem Testlabor, das mit Sofaecke, Sideboard und Gummibaum recht wohnlich ausfällt. Beobachtet von der Testleiterin soll der Mittzwanziger auf dem Prototypen der neuen Homepage, die sich ein deutscher Großkonzern gegönnt hat, verschiedene Aufgaben erledigen. Wie schnell findet er das Kontaktformular des Kundendiensts, wo befindet sich die Nummer der Hotline, an welcher Stelle lassen sich die Kundendaten hinterlegen?

All dies wird säuberlich festgehalten. Die Testleiterin notiert jeden Kommentar des Mannes und stoppt die benötigte Zeit für jeden Schritt. Während der Computer jede Mausbewegung dokumentiert, nimmt eine Kamera die zunehmend ratlosen Gesichtszüge des Probanden auf und überträgt die Aufnahmen in einen Nebenraum. Von dort können Projektmanager jede Aktion der Tester verfolgen.

Hinter den verspiegelten Scheiben, die Labors und Beobachtungszimmer trennen, "spielen sich zum Teil Dramen ab", erzählt Bosenick. Mancher Entwickler und Manager erlebte hier schon böse Überraschungen - wenn ein Testnutzer an der vermeintlich selbsterklärenden Technik verzweifelte. "Meist verstehen unsere Kunden hier sehr schnell, wo die Probleme liegen."