Richtig handeln

Täglich 2 Stunden über Entscheidungen nachdenken

Ein Gänseschwarm blockierte die Treibwerke

Bevor Sullenberger den Flieger notlanden musste, bewegte er sich in dem anderen Konzept, im deliberative Mind-Set. Der Pilot war gestartet und geriet in einen Gänseschwarm. Danach blockierten die Triebwerke. Sullenberger begann, seine Optionen zu überdenken: zum Abflughafen zurückkehren oder einen anderen Airport ansteuern oder im Hudson River notlanden.

Der Pilot reflektierte seine Situation sachlich und schaltete erst auf "Handeln" um, sobald ihm klar wurde, dass er gar keine Wahl hatte. Übrigens bezeichnet sich Sullenberger in seinem Buch "Highest duty. My search for what really matters" selbst nicht als Held. Er sei ein erfahrener Pilot und habe verantwortungsbewusst gehandelt.

Rosenzweig sieht Analogien zur Geschäftswelt. In manchen Situationen - Präsentationen, Verkaufen, Meetings - helfe das nachträgliche Reflektieren über die eigene Arbeit, sich selbst zu verbessern. Schnelles Feedback unterstützt dabei. Typischerweise handelt es sich um überschaubare Situationen, in denen sich bestimmte Abläufe wiederholen können.

2 Stunden täglich Nachdenken und "Lessons Learned" ableiten

Anders liegen die Dinge bei sehr komplexen und neuen Situationen. Hier müssen Entscheider zwischen Denken, Reflektieren und Abwägen einerseits sowie schnellem Handeln andererseits wechseln können. Für manche Entscheidungen gibt es keine "zweite Chance". Da aber auch diese Fälle im Nachhinein betrachtet und analysiert werden können, empfiehlt Psychologie-Professor Anders Ericsson Managern, zwei Stunden pro Tag über die Art ihrer Entscheidungsfindung nachzudenken und "Lessons learned" abzuleiten.

Inwieweit das realistisch ist, sei dahingestellt. Rosenzweig jedenfalls will zunächst einmal auf die Unterscheidung dieser zwei verschiedenen Mind-Sets hinaus. Ihn interessiert, was Erfolg mit der Logik von Handlungen, Abläufen und der menschlichen Einstellung zu tun hat. Vieles - wenn auch nicht alles - sei durch Analyse lernbar, sagt Rosenzweig. Er sagt, dass auch die Mozarts und Einsteins dieser Welt durch Reflexion und Wiederholung ihre Erfolge erzielt haben und - zumindest nicht nur - durch angeborenes Talent.