Sun-Microsoft: Analyse und Hintergründe

Es war kein Scherz, als Anfang April die Meldungen über die Beilegung aller Rechtsstreite zwischen Microsoft und Sun über die Ticker liefen. Und wer die Pressekonferenz verfolgte, verstand vollends die Welt nicht mehr.

Scott McNealy und Steve Ballmer klopften sich gegenseitig auf die Schultern und scherzten, was das Zeug hielt, als hätte es die jahrelange (und zumindest äußerlich) erbitterte Feindschaft beider Unternehmen nie gegeben.

Vor allem Sun-Chef Scott McNealy und dessen Ghostwriter hatten in den letzten Jahren jede Menge Häme über Microsoft ausgeschüttet. "Look out" statt "Outlook", "Captive X" statt "Active X", ".NOT" (sowie ".NOT yet" oder ".NUT") statt ".NET" oder "The Beast from Redmond" und "The Evil Empire" als Synonyme für Microsoft und dessen Headquarter in einem Vorort von Seattle sind einige Beispiele für McNealys andauerndes "Microsoft-Bashing". Doch damit dürfte nun Schluss sein. "Vielleicht sind wir erwachsen geworden", so McNealy. "Und vielleicht sind auch sie erwachsen geworden."

Zu verdanken haben wir das offenbar den gemeinsamen Kunden beider Firmen, die die unproduktive Phrasendrescherei satt hatten. "Ihr müsst mit dem Krach aufhören, interoperieren und zusammenarbeiten", hätten ihm die Anwender aufgetragen, sagte McNealy im Rahmen einer am Freitag hastig anberaumten Pressekonferenz. Ballmer blies in gleiche Horn: "Es gibt hier nichts, aber auch gar nichts, was die Kunden nicht erfreuen könnte", erklärte der Microsoft-Chef hinsichtlich der Übereinkunft.

In der Mache war diese jedoch schon weit länger als gedacht. Seit acht Monaten schon hatten McNealy und Ballmer jeden Freitag am Telefon über das "Projekt Dämmerung" verhandelt, wie sie die neue Ära guten Willen zwischen ihren Firmen metaphorisch getauft hatten. Ende letzten Jahres schien die CEO, ihre Anwälte und ihre Strategen dann in einer Sackgasse zu stecken. Ende vergangener Woche rangen sie sich dann schlussendlich doch zu einer Einigung durch, und die beweist vor allem eines: Kunden haben heute mehr Macht denn je über ihre Lieferanten, und sie haben keine Geduld mehr mit den bitteren Rivalitäten aus der Jugend der Branche.