Gefahren werden verkannt

Studie: Warum Mitarbeiter Daten klauen

Laut einer Studie von Ernst & Young fühlen sich die meisten Unternehmen nicht bedroht von Datenklau und Wirtschaftsspionage. Eine zweifelhafte Selbstwahrnehmung.

Wie bedrohlich Datenklau für ein Unternehmen sein kann, erlebt gerade der japanische Elektronikkonzern Sony. Cyberkriminelle hatten die Daten von 75 Millionen Playstation-Nutzern entwendet. In deutschen Unternehmen sind solche Angriffe noch nicht auf der Tagesordnung, ergab eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter Führungskräften 400 deutscher Unternehmen. Nur jeder Zehnte berichtet von Datenklau-Attacken oder Wirtschaftsspionage in den vergangenen drei Jahren.

Doch 65 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Bedrohung in den kommenden Jahren zunehmen wird. Im Moment fühlen sie sich aber recht sicher. 38 Prozent der Befragten schätzen die Bedrohung für ihr eigenes Unternehmen derzeit als gering ein, 52 Prozent halten sich für mäßig bedroht. Eine starke Gefährdung durch Datenklau und Wirtschaftsspionage räumt nur jedes zehnte Unternehmen ein.

Handlungsbedarf bei ihren Sicherheitsvorkehrungen sehen die wenigsten Führungskräfte. 83 Prozent von ihnen halten die Wirksamkeit ihrer präventiven Vorkehrungen für ausreichend.

Die Experten von Ernst & Young bezweifeln, dass tatsächlich nur jeder zehnte Befragte in den vergangenen drei Jahren Opfer von Datenklau oder Wirtschaftsspionage war. "Wir müssen daraus schließen, dass die Mehrheit der Unternehmen noch gar keine Sensibilität für diese Art von Risiko entwickelt haben", sagt Stefan Heißner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young. Er hält es für fern der Realität, dass sich die meisten Firmen ausreichend geschützt fühlen.

Die Experten schätzen, dass in Deutschland durch Datenklau jährlich ein Schaden von mehr als 20 Milliarden Euro entsteht. Betroffene Unternehmen machen am häufigsten eigene Mitarbeiter als Täter aus: In 44 Prozent der Fälle waren es aktuell Beschäftigte, in 22 Prozent ehemalige Mitarbeiter.