Studie: UMTS-Marktchancen kurzfristig eher schlecht

Arthur D. Little und Exane gehen davon aus, dass sich UMTS-Netze nur sehr langsam verbreiten werden. Die Periode schwachen Wachstums soll bis 2010 anhalten.

Die Mobilfunkbetreiber werden auch mit mobilen Multimedia-Diensten ihren durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer künftig nicht deutlich erhöhen können. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little und des französischen Broker-HausesExane. Die Studie basiert auf über 50 ausführlichen Interviews mit Netzbetreibern, Telekom-Ausrüstern und Service Providern. Die Gesprächspartner waren Geschäftsführer, Verantwortliche für 2.5G/3G-Technologien und Marketingleiter. Die Interviews wurden in Europa (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Niederlande), in Asien (Hongkong, Japan), in Südamerika (Argentinien, Brasilien, Venezuela) und in den USA geführt.

Der Studie zufolge wird der Cashflow im Mobilfunksektor durch mobile Multimedia-Dienste mittel- und langfristig solider, weil die Nutzer regelmäßig von den Diensten Gebrauch machen. Grund hierfür sei eine Optimierung der Netzwerkkapazitäten durch die UMTS-Technik. Auch bei der Kundenbindung soll mobiles Multimedia eine wichtige Rolle spielen.

Kurzfristig könnte es durch neue mobile Multimedia-Angebote besonders in Großbritannien zu einer erheblichen Wettbewerbsverschärfung kommen. Zum Jahresende zeichneten sich tief greifende Veränderungen im Mobilfunksektor ab. Das gilt laut Report vor allem für neue mobile Datendienste, neue Handys mit Farbdisplays und Mobile Messaging Services (MMS).

Die Mobilfunkbetreiber sähen die mobilen Multimedia-Dienste als Möglichkeit zur Erhöhung des durchschnittlichen Umsatzes pro Nutzer (Annual Revenue Per User, kurz ARPU) an. Arthur D. Little und Exane glauben jedoch, dass die Betreiber sich hierbei möglicherweise kurzfristig zu viel erhoffen. Sie weisen auf weiterhin ungelöste technische Probleme hin. Zudem müssten die neuen Dienste ihre Attraktivität erst noch unter Beweis stellen. Der Report prognostiziert für den ARPU bis 2005 lediglich einen Anstieg von derzeit 30 Euro auf 32 Euro, wobei die Periode des schwachen Wachstums bis 2010 anhalten soll. "Kurzfristig sehen wir mobiles Multimedia weniger als Wachstumsfaktor für den ARPU, sondern eher als Katalysator für mehr Wettbewerb in bestimmten Ländern", sagt Dr. Arno Wilfert, Leiter des Geschäftsbereiches Telekommunikation, Informationstechnik, Medien und Elektronik (TIME) bei Arthur D. Little.

Obwohl die Verkaufszahlen für Handys mit Farbdisplays in Europa sprunghaft ansteigen würden, hätte dies noch keine nachhaltigen Auswirkungen auf mehr ARPU-Wachstum. Eine Schlüsselrolle komme den Netzbetreibern zu. Sie müssen laut Studie dafür sorgen, dass die Dienste interoperabel sind - und zwar nicht nur zwischen verschiedenen Mobilfunknetzen, sondern auch zwischen mobilem Internet und Festnetz-Internet. Die Netzbetreiber müssten zudem attraktive Umsatzbeteiligungsmodelle für Service- und Content-Anbieter entwickeln, Handyverkäufe durch Subventionen ankurbeln und die Handyhersteller bei der Information der Benutzer unterstützen, UMTS soll GSM-Netze optimieren und den Investitionsbedarf senken und damit ein logischer Schritt für die großen Netzbetreiber sein. Abgesehen von den Lizenzkosten bescheinigt die Studie UMTS eine relativ kostengünstige Möglichkeit, Engpässe in den aktuellen Netzen zu beseitigen. Arno Wilfert: "Schließlich hat eine UMTS-Basisstation (Node B) eine etwa acht Mal so große Kapazität wie eine GSM-Basisstation - bei maximal 50 Prozent höheren Kosten."

Arthur D. Little und Exane gehen davon aus, dass sich UMTS-Netze nur sehr langsam verbreiten und zunächst vor allem in Ballungsräumen verfügbar sein werden. In diesen Gebieten sind die derzeitigen Netze bereits am stärksten ausgelastet. Auch für mobile Breitbanddienste dürfte damit hier die größte Nachfrage existieren.

Durch den Wettbewerb unter den Handyherstellern wird sich das Machtgefüge mittelfristig zugunsten der Netzbetreiber verschieben. Ihr Einfluss auf die Schnittstelle zwischen Endgerät und Benutzer wird dabei wachsen. Das hätte zur Folge, dass Kunden in Zukunft eher einem bestimmten Netz als einer bestimmten Gerätemarke die Treue halten werden.

Arthur D. Little und Exane sind der Überzeugung, dass der Kontrast zwischen den einzelnen nationalen Märkten mit der Präsenz beziehungsweise fehlenden Präsenz neuer UMTS-Anbieter und mittelgroßer GSM-Netzbetreiber noch stärker wird. Die Präsenz neuer UMTS-Anbieter wird den Wettbewerb verschärfen, da sie Nischenstrategien nicht erfolgreich verfolgen können, sondern den Massenmarkt angreifen müssten. Mittelgroße GSM-Betreiber mit Teilnehmerzahlen zwischen 10 und 17 Prozent der Gesamtbevölkerung würden so lange wie möglich versuchen, Größenvorteile zu nutzen. Einige mittelgroße Netzbetreiber verfügten zudem über die nötigen finanziellen Mittel, um diese kurzfristigen Ziele zu erreichen.

Nicht vor 2005 ist laut Report damit zu rechnen, dass mobile E-Mails SMS und MMS den Rang ablaufen. E-Mail-fähige Handys würden sich erst langsam auf dem Markt durchsetzen und noch geraume Zeit vor allem für junge Benutzer zu teuer sein.

Hintergrundinformationen zum Thema Mobilfunk finden Sie bei tecCHANNEL unter anderem hier: GPRS, WAP 2.0, UMTS und Funknetze im Überblick. (mec)

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