Strategien zur Langzeitarchivierung

Digitale Inhalte sind gefährdet: In immer kürzeren Abständen wird eine (Speicher-)Technologie durch eine neuere abgelöst und viele Datenträger sind nicht dauerhaft haltbar. Da Dateien zunehmend digital abgespeichert werden, ist ein großer Teil des Wissens der Menschheit gefährdet. Wissenschaftler der Fern-Universität Hagen arbeiten daran, für die Europäische Kommission Grundlagen für entsprechende Forschungsempfehlungen zu entwickeln.

Größtes Problem einer dauerhaften digitalen Archivierung von Inhalten dürfte sein, dass in immer kürzeren Abständen eine Technologie durch eine neuere abgelöst wird. Doch sind auch viele Datenträger nicht ausreichend lange haltbar. Andererseits werden unwiederbringliche Dateien wie wissenschaftliche Roh- und Experimentaldaten zunehmend digital abgespeichert oder umkopiert. Damit das digitale Wissen nicht einfach verschwindet, müssen die Daten rechtzeitig auf andere Datenträger umkopiert werden, und zwar nach allgemein gültigen Standards.

In vielen Unternehmen fehlen allerdings Beauftragte, die wertvolle Dokumente zwecks Langzeitarchivierung umkopieren. Die gesamte Eingangspost wird gescannt und nur noch elektronisch bearbeitet. „Was passiert, wenn PDF-Dokumente nicht mehr geöffnet werden können?“ fragt Prof. Dr. Matthias L. Hemmje von der Fern-Uni Hagen. Er verweist auf den PDF-Vorgänger „PostScript“ Ende der 80er Jahre: “Irgendwann wird der Support für jede Soft- und Hardware eingestellt, sind Dokumente wegen fehlender Kompatibilität nicht mehr zu öffnen.“

U.a. dieser Entwicklung soll das 7. Forschungs-Rahmenprogramm der Europäischen Kommission gegensteuern. Es gibt ab Anfang 2007 für mehrere Jahre Ziele in entsprechender Forschung und Entwicklung vor. Grundlagen dafür sollen die Arbeiten des Projekts Digital Preservation Europe (DPE) liefern. Das Projekt soll Empfehlungen zu zukünftigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Weg zu einheitlichen Standards erarbeiten.

So sollen z.B. in jeder Datei Meta-Informationen über die zur Erstellung und zur langfristigen Sicherung notwendigen Prozesse gespeichert werden. Gibt ein Hersteller z.B. bekannt, dass er den Support für ein Produkt einstellen wird, kann der gesamte Inhalt etwa einer Festplatte gescannt und die Dateien umkopiert werden. Von der Handhabung her könnte dies so einfach sein, wie das Anwenden einer Suchfunktion im Windows-Explorer. Noch einfacher ginge es mit einer Funktion wie dem automatischen Windows-Update: Über das Internet werden Rechner nach den entsprechenden Dateiformaten untersucht und die gefundenen Dokumente (halb-)automatisch umkopiert.

Beim DPE-Projekt hat das Fern-Uni-Lehrgebiet Multimedia und Internetanwendungen die Koordination von Beiträgen zu Forschungsempfehlungen auf Europa-Ebene übernommen. Ziel ist es, sich gemeinsam auf Standards und Methoden zu einigen, um Datenverluste effektiv zu vermeiden. Die Ergebnisse sollen ins 7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission ab 2007 einfließen. Die Roadmaps bereitet das DPE-Projekt vor. Hierfür muss das gesamte Hintergrundmaterial zu den Forschungen bezüglich digitaler Langzeit-Archivierung der letzten drei Jahre aufgearbeitet werden.

In Deutschland wird dieser Themenkatalog über das NESTOR-Netzwerk mit Experten aus den Gedächtnisinstitutionen wie aus der Informatik überprüft und weiterentwickelt. Die Ergebnisse werden auf europäischer Ebene zusammengeführt. Bei der Erstellung einer Strategie zu Langzeitarchivierung stellt sich allerdings die Frage, ob wirklich alle Informationen kopiert werden. Konvertiert man z. B. Schallplatten-Musik zu MP3-Dateien, geht ein großer Teil der Informationen verloren (auch wenn man dies nicht unbedingt hört). Keinen Verlust gibt es, wenn man eine andere Strategie verfolgt und die notwendigen Werkzeuge zum Auslesen von Informationen auf Dauer aufbewahrt. (Detlef Scholz)

tecCHANNEL Shop und Preisvergleich

Links zum Thema Datenbanktechnologie

Angebot

Bücher von Pearson Education

Bücher zum Thema

eBooks (50 % Preisvorteil)

eBooks zum Thema

Software-Shop

Datenbanken