Innovativer Rechenzentrumsbau

Standardisierungs- und Industrialisierungskonzept ermöglicht erhebliche Kosten- und Energieeinsparungen im Data Center

Rechenzentrumsneubau in Darmstadt

Nicht erst seit dem LOEWE-Pilotprojekt an der Frankfurter Goethe-Universität gilt: Der zum eCube-Konzept im Rechenzentrumsbau weiterentwickelte Technologieansatz ist schon lange keine reine Theorie mehr und hat sich in der Praxis mehrfach bewährt. Jüngstes Kind ist der Green Cube: ein sechsstöckiger Rechenzentrumsneubau für das internationale Forschungsprojekt FAIR, einen Teilchenbeschleuniger, der in Darmstadt auf einem Gelände des GSI-Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung entsteht und im Beisein des hessischen Wirtschaftsministers in der ersten Ausbaustufe Ende 2015 offiziell eingeweiht wurde. Hauser: "Gestartet wurde mit 256 Racks auf den obersten zwei Stockwerken. In der Endausbaustufe sind 768 Racks mit einer Gesamtleistung von 12 Megawatt vorgesehen.".

Als Besonderheit beim neuen Darmstädter Rechenzentrum gilt: Es wird über zwei Hochleistungsspannringe, zwei Umspannwerke und ebenfalls zwei komplett getrennte Verteilstränge bis hin zum Server versorgt, so dass auf USV-Anlagen und Generatoren bewusst verzichtet wird. Neben den HPC-Servern zur Durchführung wissenschaftlicher Experimente zur Quantenphysik werden in dem nagelneuen Rechenzentrum auch die Standard-IT-Systeme für den operativen Betrieb untergebracht. Hintergrund: GSI und FAIR sollen organisatorisch zu einer Gesellschaft verschmolzen werden.

Der Bauherr konnte die Kosten für das neue Rechenzentrumsgebäude, wie üblich ohne die IT, aber mit der Außenhaut und inklusive der Racks gerechnet, auf unter 15 Millionen Euro ansetzen. Hauser: "Beim Individualrechenzentrumsbau gängig sind 6.000 bis 7.000 Euro pro Kilowatt, manchmal auch darüber. Bei GSI / FAIR wurde eine Summe von nur 1.300 Euro pro Kilowatt erzielt." Auch bei der Energieeffizienz kann das neue Rechenzentrum punkten. Hauser: "Der gemessene Betriebs-PUE-Wert des Green Cube beträgt rund 1,05 und ist damit noch effizienter als der Design-Wert im Probebetrieb." Klar ist aber auch, dass dieser sehr günstige PUE-Wert zu gewissem Teil der Forschungsausstattung geschuldet ist.

High Performance Computing und Industriestandard

Wird mit dem skizzierten Projekt GSI / FAIR aber nicht mit Kanonen auf Spatzen gezielt? Die von e3 computing im HPC und Forschungsumfeld realisierten, sehr hohen Anforderungen mit einer Leistung von bis zu 20 Kilowatt (kW) Strom und Wärme pro Rack sind für viele industrielle Rechenzentren weit überdimensioniert. Hauser: "Für Unternehmensrechenzentren in der Industrie wird bis auf Ausnahmen wie beispielsweise in der Automobilindustrie nicht diese Leistungsstärke benötigt." Hintergrund: Viele Arbeiten, die früher an der Werkbank ausgeführt wurden, werden heute bei Audi, Volkswagen, Daimler und Co. zunächst im Computer simuliert.

"Dadurch, dass wir HPC können, können wir auch alles andere", ergänzt der Geschäftsführer noch im gleichen Atemzug. Ein Rechenzentrumsneubau nach dem aufgezeigten Konzept rechne sich schon ab einer Leistung von weniger als drei Kilowatt pro Rack. Hauser: "Je höher die Leistungsdichte, je höher sind allerdings auch die Kostenvorteile." Ein Neubau mit "Luft nach oben" ermögliche es Unternehmen gleichzeitig, ihre Infrastruktur zukunftssicher zu machen. Die Welt stehe voll von Rechenzentren, die nur zu einem Drittel mit Servern bestückt sind, weil die Kühlung nicht mehr hergibt. Hauser: "Gegenüber maximal 15 Kilowatt Wärmelast, die mit Luft noch gerade eben gekühlt werden kann, ist mit unserer Technologie derzeit eine Kühlung bis zirka 30 Kilowatt möglich."