Spiegel: Regierung wegen Sommer-Abfindung verklagt

Zwei Monate nach dem Abgang von Ron Sommer bei der Deutschen Telekom klagt eine Unternehmergruppe dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel wegen einer angeblichen Millionenabfindung für den Konzernchef.

In der beim Berliner Landgericht eingereichten 40-seitigen Klage heiße es ohne Angabe von Quellen, Sommer solle eine Abfindung von mehr als 65 Millionen Euro erhalten haben, berichtet das Magazin in seiner jüngsten Ausgabe. Eine Abfindung für Sommer war bisher stets dementiert worden.

Vize-Regierungssprecher Bela Anda bezeichnete die Klage am Wochenende als "durchsichtigen Versuch, Wahlkampfunterstützung für eine in die Defensive geratene CDU/CSU zu leisten." CSU- Landesgruppenchef Michael Glos sprach von einem "politischen und wirtschaftlichen Erdbeben", das ein Telekom-Skandal auslösen könne. Die Telekom wollte sich nicht äußern. "Solche wilden Spekulationen kommentieren wir nicht", sagte Sprecher Stephan Broszio der dpa.

In einem von politikerscreen.de veröffentlichten Papier, bei dem es sich um die Klageschrift handeln soll, ist eine Düsseldorfer Telekom-Aktionärin als einzige Klägerin eingetragen. Sie fordert, als Schadenersatz einen Betrag von einer Million Euro an die Telekom zu überweisen. In der Klage wird zumeist lediglich auf Medienberichte und Agenturmeldungen als Beweismittel verwiesen. politikerscreen.de ist nach eigenen Angaben ein Informationsdienst für Politik in Zusammenarbeit mit dem ZDF.

Zum angeblichen Aufsichtsratsbeschluss über eine Abfindung für Sommer heißt es in der im Internet veröffentlichten Schrift ohne nähere Einzelheiten: "Nach langer Diskussion soll man sich schließlich darauf geeinigt haben, dass Ron Sommer für den Fall seines Rücktritts vom Amt des Vorstandsvorsitzenden am nächsten Tag ein Abfindungsbetrag von mehr als 65 Millionen Euro gezahlt wird."

In der Klage wird argumentiert, eine Abfindung sei lediglich notwendig geworden, weil Schröder und Eichel die Ablösung Sommers dilettantisch betrieben hätten. Es habe eine Reihe von Gründen gegeben, Sommer ohne Abfindung aus dem Amt zu entlassen. Die Bundesregierung hatte eine Einmischung bei der Sommer-Ablösung wiederholt zurückgewiesen.

Eichel hatte unmittelbar nach Sommers Rücktritt Mitte Juli mitgeteilt, der Telekom-Chef erhalte keine Abfindung, werde aber entsprechend dem Vertrag Gehalt bis zum Jahr 2005 beziehen. Sommers Jahresgehalt wurde mit 2,5 Millionen Euro angegeben. In Medienberichten war auch darüber spekuliert worden, ob Sommer eine Option auf die Verlängerung seines Vertrags für weitere drei Jahre geltend gemacht und entsprechend mehr Geld erhalten habe. (nie)