Spiegel: Kanzler lobt Flatrate wegen AOL-Geldern

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuesten Ausgabe, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder die Einführung von Flatrates wegen Zuwendungen von AOL fördern wolle. Dem Bericht liegt jedoch ein Interview zugrunde, in dem der Kanzler das Thema weitaus differenzierter behandelt.

Am ersten September-Wochenende fand im neuen Bundeskanzleramt in Berlin ein Tag der offenen Tür statt, der ob der Bonner Traditionen auch als "Kanzlerfest" bezeichnet wird. Laut einem Bericht des "Spiegel" (Montagsausgabe) habe AOL die Veranstaltung mit 500.000 Mark gesponsert und dafür, so der Spiegel, die exklusiven Rechte an der Internet-Berichterstattung von dem Event erhalten.

Daneben habe sich Schröder "inhaltlich auf die Seite der edlen Spender geschlagen", schreibt das Blatt in seiner Online-Ausgabe. In der Tat hatte Schröder sich in einem Interview mit dem Online-Dienst positiv über Flatrates geäußert.

In Bezug auf den andauernden Streit zwischen der Telekom und AOL um günstigere Großhandels-Flatrates meinte der Kanzler jedoch: "Man kann ja immer gut fordern, zu Lasten des Wettbewerbers oder des Telefonpartners, ich finde, Ihr solltet Euch da mal zusammensetzen."

Die Frage des Interviewers, ob Schröder zwischen Ron Sommer und AOL vermitteln könnte, verneinte der Kanzler schlussendlich, hier gehe es um wirtschaftliche Verhandlungen zwischen Unternehmen, die unterschiedliche Interessen haben. Schröder weiter: "Die Bundesregierung oder der Bund, wie Sie wissen, ist an der Telekom, die übrigens ein sehr gutes Unternehmen ist, und die ich nach wie vor für unterbewertet halte, an der Börse beteiligt. Zwar nicht mehr mehrheitlich, aber immerhin beteiligt." Schröder zufolge stünden auf der einen Seite das Interesse eines Miteigentümers an der Prosperität seines Unternehmens, auf der anderen Seite das Interesse, die Durchdringung mit Internet in Deutschland voranzubringen.

Schröder ließ sich also nicht vor den Karren von AOL spannen, sondern spielte den Ball nach langer Vorrede an AOL zurück. (nie)