Speicherpreise weiter im freien Fall

Der DRAM-Markt wird auch in den kommenden Monaten verrückt spielen. Marktbeobachter sagen weiter sinkende Preise voraus.

Analyst Steve Tan wertet in Singapur die Speichermärkte für die Independent Commodity Information Services - London Oil Reports (ICIS-LOR) aus. Tan bezeichnet den Speichermarkt als "really crazy". Noch im Sommer 2000 kostete dem Analysten zufolge ein 64-MBit-Speicherchip auf dem Spotmarkt 9 US-Dollar. Letzte Woche war er für rund 2 US-Dollar zu haben. 128-MBit-Chips kosteten entsprechend um die 4,50 US-Dollar.

Und dieser Tiefstand könnte zu einem weiteren Absinken der Preise führen. Einige Händler, so Tan, haben sich bei einem Preis von 2,50 US-Dollar eingedeckt im falschen Glauben, dies markiere einen Tiefpunkt. Dass der Preis dann weiter gefallen ist, sorgte für lange Gesichter bei den betroffenen Großabnehmern. Tan rechnet damit, dass diese gebrannten Kinder erst wieder in den Markt einsteigen, wenn der Preis deutlich unter 2 US-Dollar fällt. Tan nennt Preise um die 1,50 US-Dollar für 64 MBit als neues Kaufdatum für den Spotmarkt.

Für Irritationen am Speichermarkt sorgen laut Tan unbestätigte Gerüchte, dass die großen Speicherhersteller wie LG Electronics, Hyundai und Micron auf immensen Produktionsüberschüssen sitzen und diese Vorräte zu Dumpingpreisen auf den Markt bringen könnten. Dann wären erneut die Händler, die sich zu früh eindecken, die Verlierer.

Die Speicherhersteller selbst, so der Analyst, seien derzeit sehr einsilbig. Prognosen, wo der Preis landen könnte, sind nicht zu bekommen. Ein Sprecher von NEC sagte nur, man habe aus den herben Erfahrungen mit dem Preisverfall von 16-MBit-Chips gelernt, dass es in diesem Markt kein Limit gibt.

Für den aufrüstwilligen PC-Besitzer ist die Lage derzeit ähnlich wie für die Großhändler: Abwarten oder nicht? Bei Stichproben auf den Webseiten einiger Händler fanden wir - etwa bei Litec-Computer in München - ein PC-133-Noname-Modul mit 128 MByte für 84 Mark im Angebot. Ein 128-MByte-Infineon-Modul kostet dort 110 Mark. Derzeit sind bei Litec die Noname-Module allerdings ausverkauft. Nachschub soll in zwei Tagen eintreffen - allerdings ohne Preisgarantie. Der Düsseldorfer Anbieter Data-Systems führt auf seinen Preislisten einen 128-MByte-Noname-Riegel für 83 Mark, laut Hinweis am Ende der Preisliste inklusive Mehrwertsteuer. K&M-Elektroniks hat den 128-MByte-PC-133-Riegel für 84,99 Mark auf seinen Webseiten und ein 256-MByte-PC-133-Modul für 189,99 Mark.

Details zur Arbeitsweise der aktuellen RAM-Typen finden Sie in unserer Rubrik Speichertechnik. (uba)