Wie SDN die Netze revolutioniert

Software Defined Networking zwischen Hype und Realität

OpenDaylight Project als Standard?

Anfang April 2013 formierte sich mit dem OpenDaylight Project ein Konsortium unter Führung von Cisco und IBM. Es hat sich die Förderung von Software Defined Networking und die Entwicklung von Open-Source-Software auf die Fahnen geschrieben, mit der sich eine SDN-Infrastruktur aufbauen lässt. In der IT- und Netzwerk-Branche ist das Projekt, das derzeit von 19 Netzwerkfirmen unterstützt wird, umstritten. Kritiker vermuten, dass insbesondere Cisco Systems und IBM mithilfe von OpenDaylight verhindern wollen, dass sie bei SDN ins Hintertreffen geraten, vor allem bedingt durch den Erfolg von OpenFlow.

Cisco sieht sein Open Network Environment als Gegenentwurf zu Software Defined Networking.
Cisco sieht sein Open Network Environment als Gegenentwurf zu Software Defined Networking.
Foto: Cisco

Cisco hat zwar mit Cisco ONE eine eigene SDN-Lösung. Diese ist jedoch stark auf das hauseigene Netzportfolio zugeschnitten - durchaus legitim, aber nicht im Sinne einer Strategie, die einen herstellerunabhängigen Ansatz bei Software Defined Networking forciert. Joe Skorupa, Vice President und Analyst bei Gartner, vermutet denn auch, dass sich im OpenDaylight-Projekt etliche Netzwerkhersteller zusammengefunden haben, weil sie die Entwicklung von SDN bremsen möchten.

Das OpenDaylight Project, ein Konsortium von Netzwerkfirmen, will neben OpenFlow auch andere Protokolle auf dem Service Abstraction Layer (SAL) verwenden.
Das OpenDaylight Project, ein Konsortium von Netzwerkfirmen, will neben OpenFlow auch andere Protokolle auf dem Service Abstraction Layer (SAL) verwenden.
Foto: OpenDaylight Project

Solchen Attacken halten die OpenDaylight-Protagonisten entgegen, dass ihr Projekt darauf abziele, SDN-Lösungen zu entwickeln, die sich in Unternehmensnetzen einsetzen lassen und nicht nur in den Großrechenzentren von Service-Providern wie Telekom, Google, Facebook oder Yahoo. Das Ziel seien Standards für SDN-Controller, zudem Normen für Programmierschnittstellen, die die Netzwerkinfrastruktur an den SDN-Orchestration-Layer anbinden.

Nach Einschätzung von HP etabliert sich SDN in etwa zwei Jahren.
Nach Einschätzung von HP etabliert sich SDN in etwa zwei Jahren.
Foto: HP

Offen ist, ob diese Aktivitäten eine Ergänzung der Arbeiten des ONF sind oder ob das Resultat ein separater SDN-"Industriestandard" sein wird. In jedem Fall hinterlässt der Vorstoß des OpenDaylight Project einen zwiespältigen Eindruck. Dan Pitt, Executive Director der Open Networking Foundation (ONF), die OpenFlow entwickelt, hält sich allerdings in der Sache ONF versus OpenDaylight bedeckt. In Gesprächen am Rande des Open Networking Summit Mitte April betonte er, man müsse abwarten, wie sich die Arbeit von OpenDaylight entwickle, bevor ein Urteil möglich sei. Allerdings monierte Pitt, dass die OpenDaylight-Protagonisten auf der Konferenz in ihren Präsentationen vor allem herstellerspezifische Ansätze von Programmierschnittstellen (APIs) zeigten. Über diese soll dann die Kommunikation zwischen einem SDN-Controller und den angeschlossenen Netzwerkgeräten laufen ("Southbound API"). Juniper (Junos Space), Cisco (OnePK) oder Brocade (OpenScript Engine) haben solche herstellerspezifischen APIs entwickelt, die OpenFlow außen vor lassen.