Arbeiten 2.0

Social Business - Collaboration statt Steno-Block

Flexible Arbeitszeiten, Home Office, Arbeiten im Kaffeehaus - viele Arbeitgeber überlegen derzeit, wie sie ihren Angestellten den Arbeitstag versüßen. Aber was bringen solche Bemühungen wirklich?

Ausgerechnet Marissa Mayer. Die ehemalige Managerin und Mitarbeiterin Nummer 20 von Google setzt bei ihrem neuen Brötchengeber Yahoo auf Arbeitsmethoden, die manche Beschäftigte als Rückschritt in die "Arbeitswelt 1.0" interpretieren dürften. Die Geschäftsführerin des Internet-Konzerns ließ die Mitarbeiter im Februar 2013 in einer E-Mail wissen, dass es mit der legeren Home-Office-Kultur, die bei Yahoo bis dahin an der Tagesordnung war, ein Ende habe. Von nun an gelte eine strikte Anwesenheitspflicht im Büro: "Wir müssen ein Yahoo sein, und das beginnt damit, dass wir physisch zusammen sind", so Mayer in der Mail. Nur in Ausnahmefällen dürfen Yahoo-Mitarbeiter seitdem ihren Job vom Home Office aus erledigen.

Mit dieser Strategie stellt sich Yahoo gegen einen Trend, dem vor allem Unternehmen folgen, die sich als besonders innovativ geben wollen. Dies drückt sich beispielsweise in flexiblen Arbeitszeitmodellen und Bürolandschaften aus, welche die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwinden lassen. Ein Musterbeispiel dafür ist Marissa Mayers ehemaliger Arbeitgeber Google. Das Internet-Unternehmen stellt seinen Mitarbeitern eine Mischung aus Arbeits- und Wohnzimmer-Umgebung zur Verfügung. Neben klassischen Arbeitsbereichen sind "Chill"-Zonen vorhanden, in denen Beschäftigte ausspannen, miteinander plaudern oder sich am Kicker-Automat austoben können. Wer ungestört arbeiten möchte, kann das in abgeschotteten Räumen tun. In allen Bereichen stehen Wireless LANs und Mobilfunkverbindungen zur Verfügung, die den Zugang zum Firmennetz und dem Internet eröffnen.

Der feste Arbeitsplatz wird mobil

Die meisten der derzeit 18 Millionen Beschäftigten in Deutschland, die nach Angaben des Statistischen Bundesamts einer Bürotätigkeit nachgehen, müssen wohl noch einige Zeit lang auf Chill-Zonen warten. Auf welche Weise und in welchen Umgebungen diese Knowledge Worker künftig arbeiten werden, ermittelt unter anderem das Forschungsnetzwerk "Office 21", das vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) initiiert wurde. Ein, wenn auch wenig überraschendes, Resultat der Forschungsarbeiten liegt bereits vor: Die Flexibilität und Mobilität der Mitarbeiter wird in Bezug auf Arbeitszeitmodelle und Arbeitsplatzkonzepte immer wichtiger. Auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der beruflichen Tätigkeit werden bis 2025 an Bedeutung gewinnen.

Die Entwicklung zu größerer Mobilität hat mehrere Facetten:

  • eine immer umfangreichere Ausstattung von Mitarbeitern mit mobilen Endgeräten wie Notebooks, Tablet-Rechnern und Smartphones,

  • die Nutzung privater mobiler Geräte im Unternehmen, Stichwort "Bring your own Device" (ByoD),

  • die Flexibilisierung des Arbeitsplatzes, etwa in Form von Home-Office-Modellen oder der verstärkten Nutzung von Zeiten, in denen Mitarbeiter unterwegs arbeiten, etwa auf einem Flughafen oder im Zug.

Laut einer Umfrage der IT-Firma Citrix Systems vom vorigen Jahr setzt ein Mitarbeiter in Deutschland derzeit im Schnitt sechs unterschiedliche Geräte ein, um auf das Firmennetz und das Internet zuzugreifen - vom Desktop-Rechner über Smartphones bis hin zu Tablet-Systemen wie dem iPad oder Geräten mit Android und Windows 8. Daran wird sich laut Citrix bis 2020 nichts ändern. Das bestätigt auch die Studie "Arbeiten in der digitalen Welt" des IT- und Telekommunikations-Branchenverbandes Bitkom. Ihr zufolge nutzt die Mehrzahl der Beschäftigten in Deutschland sowohl stationäre Computer als auch Mobiltelefone und weitere Mobilgeräte wie Tablets oder mobile Industrierechner (PDAs) für die Arbeit.