Tipps für die Retrospektive in Scrum-Projekten

So gelingt konstruktives Feedback im Team

Schritt 3: Erwartungshaltung ermitteln

Die Retrospektive beginnt mit einer Selbstreflexion der Teilnehmer. So wird allen klar, dass es vorrangig um den Einzelnen geht. Dafür beantwortet jeder Teilnehmer schriftlich für sich die folgenden zwei Fragen auf seinem Blatt:

  • Was kann man von mir erwarten?

  • Was erwarte ich vom Team?

Zeitrahmen: ca. 10 Minuten.

Schritt 4: Schriftliche Feedback-Runden

Nach der Einstiegsphase beginnt die Feedback-Runde. Dazu sollen alle Teilnehmer die folgenden zwei Sätze auf ihrem persönlichen Blatt notieren:

  • Was ich an Deiner Arbeit schätze.

  • Was ich Dir für ein besseres Gelingen wünsche.

Danach reicht jeder Teilnehmer sein Blatt an seinen Tischnachbarn weiter. Dieser vervollständigt schriftlich die beiden oben genannten Bereiche. Dabei sollte der Moderator beziehungsweise Scrum Master nochmals betonen, dass sich die Antworten nicht auf die Person beziehen sollen, sondern auf die geleistete Arbeit.

Die spezifische Formulierung der Feedback-Bereiche stellt auch bei offensichtlichen Kritikpunkten sicher, dass das Feedback wertekonform ausgedrückt wird. Bereits von anderen Teammitgliedern notierte Aspekte dürfen nicht wiederholt werden, können aber gegebenenfalls präzisiert oder durch konkrete Beispiele erläutert werden.

Dieser Teil der Aufgabe wiederholt sich so lange, bis jeder Teilnehmer wieder sein persönliches Blatt vor sich liegen hat. Das Resultat: Jeder hat für jeden sowohl Lob als auch Verbesserungspotenziale aufgeschrieben.

Zeitrahmen: 7 Minuten pro Runde.

Schritt 5: Die Selbstreflexion

Die Retrospektive wechselt nun wieder vom gegenseitigen Feedback in die Selbstreflexion. Jeder liest sein persönliches Feedback, welches die anderen Teammitglieder auf dem Blatt notiert haben. Die Selbstreflexion kann wertvoller werden, indem die Teilnehmer Verständnisfragen zu dem Feedback stellen, das sie erhalten haben. Dadurch kann ein offener Dialog entstehen, der den einzelnen Teilnehmern weiter hilft.

Hier sollte sich der Moderator explizit Gedanken über die Teamdynamik machen: Anschuldigungen und Rechtfertigungen gilt es zu verhindern. Gegebenenfalls sollten vor dem Einstieg in den Dialog nochmals grundsätzliche Feedback-Regeln erläutert werden, zum Beispiel Senden einer Ich-Botschaft, entsprechend dem Feedback-Model "WWWW" - Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch, Werte - oder nach dem Model "BAHN" - Beobachtung, Auswirkung, Hintergrund, Nachfrage.

Folgende Fragen können darüber hinaus helfen, persönliche Schwerpunkte zu setzen, weshalb zwei Bereiche auf dem Blatt vorgesehen sind:

  • Worauf bin ich stolz?

  • Was nehme ich mit?

Zeitrahmen: 10 Minuten.