Business Intelligence
So führen Sie BI-Projekte zum Erfolg
Erfolgsfaktoren Organisation und Kultur
Dass viele Unternehmen immer noch unkoordiniert und unstrukturiert an die Umsetzung von BI-Initiativen herangehen, es keine klaren Regeln einer BI-Strategie gibt und am Ende die Projektergebnisse nicht nachhaltig zum Unternehmenserfolg beitragen, lässt sich in den meisten Fällen auf Unstimmigkeiten in der Aufbau- und Ablauforganisation zurückführen. Deshalb ist es wichtig, die Zusammenarbeit der Fachabteilungen untereinander und mit der IT genauer zu betrachten. Eine wichtige Rolle hierbei spielt die Unternehmenskultur: Von ihr hängt es ab, ob es Bereitschaft zur Veränderung gibt und Neues über alle Hierarchieebenen hinweg Einzug halten kann.
Für die strategische Ausrichtung einer BI-Organisation gilt es zunächst, die Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens zu analysieren. Für die Dokumentation der Aufbauorganisation werden in der Regel Organigramme verwendet. Den Positionen gilt es nun Aufgaben zuzuordnen - entweder unmittelbar im Organigramm oder in einer Excel-Tabelle. Auf diese Weise lässt sich herausfiltern, in wie vielen und welchen Organisationseinheiten Entwicklungs- und Betriebsaufgaben wahrgenommen werden und welche Rollen, Funktionen und Kompetenzen einzelne Bereiche innerhalb der Verantwortung für BI einnehmen.
Für die Dokumentation der Ablauforganisation bieten sich ereignisgesteuerte Prozessketten oder vergleichbare grafische Visualisierungen an, die aufeinanderfolgende Ereignisse und Funktionen sowie die Kommunikation innerhalb der Prozesse beschreiben. So kann beispielsweise der Anforderungsprozess zur Deckung eines Informationsbedarfs definiert werden, der ausgehend von dem nachfragenden Fachbereich über entsprechende BI-Verantwortlichkeiten bis hin zur IT als Leistungserbringer ganzheitlich in die Aufbauorganisation integriert ist. Die BI-Verantwortlichkeiten sind idealerweise in einem Business Intelligence Competence Center (BICC) organisiert, einer zentralen Einheit, die das über verschiedene Bereiche im Unternehmen verteilte BI-Wissen bündelt und so den Rahmen für BI steckt.
Die vorhandene Unternehmenskultur ist hierbei ein wichtiger Einflussfaktor: Mit Umstrukturierungen und Neueinführungen steht man oft vor (personal-)politischen Herausforderungen, die nur gemeistert werden können, wenn ein Unternehmen seine Unternehmenskultur verstanden hat. Oftmals sind Anwender nicht offen für die Nutzung neu eingeführter Tools. Sie wollen ihre gewohnten Arbeitsabläufe nicht ändern und verstehen nicht, welchen Mehrwert die neue Technologie für das Unternehmen, das Team und für sie selbst bringt. Sie empfinden die Definition von neuen Rollen und Aufgaben als Bedrohung ihrer eigenen Stellung innerhalb der Organisation. Es ist Aufgabe des Change-Managements, jedem Mitarbeiter die mit der Veränderung verfolgten strategischen Unternehmensziele zu erläutern und aufzuzeigen, wie diese einen Mehrwert für seinen eigenen Fachbereich leisten können. In der Planung und Umsetzung von BI-Initiativen gilt es sicherzustellen, dass alle relevanten Stakeholder die hiermit verfolgte BI-Strategie verstehen und dafür mit Überzeugung eintreten. Ihr Enthusiasmus entscheidet über den Erfolg.
- Big Data: Neue Berufsbilder
In den teilweise euphorischen Einschätzungen von Markforschern und IT-Unternehmen ist immer wieder die Rede von neuen Berufsbildern, die Big Data mit sich bringen soll. Dazu zählen unter anderem folgende Tätigkeiten: - Data Scientist
Er legt fest, welche Analyseformen sich am besten dazu eignen, um die gewünschten Erkenntnisse zu erzielen und welche Rohdaten dafür erforderlich sind. Solche Fachleute benötigen solide Kenntnisse in Bereichen wie Statistik und Mathematik. Hinzu kommen Fachkenntnisse über die Branche, in der ein Unternehmen beziehungsweise tätig ist und über IT-Technologien wie Datenbanken, Netzwerktechniken, Programmierung und Business Intelligence-Applikationen. Ebenso gefordert sind Verhandlungsgeschick und emotionale Kompetenz, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen geht. - Data Artist oder Data Visualizer
Sie sind die "Künstler" unter den Big-Data-Experten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Auswertungen so zu präsentieren, dass sie für Business-Verantwortliche verständlich sind. Die Fachleute setzen zu diesem Zweck Daten in Grafiken und Diagramme um. - Data Architect
Sie erstellen Datenmodelle und legen fest, wann welche Analyse-Tools Verwendung finden und welche Datenquellen genutzt werden sollen. Auch sie benötigen ein umfassendes Know-how auf Gebieten wie Datenbanken, Datenanalyse und Business Intelligence. - Daten-Ingenieur
Diese Aufgabe ist stark auf die IT-Infrastruktur ausgerichtet. Der Dateningenieur ist das Big-Data-Analysesystem zuständig, also die Hard- und Software sowie Netzwerkkomponenten, die für das Sammeln und Auswerten von Daten benötigt werden. Eine vergleichbare Funktion haben System- und Netzwerkverwalter im IT-Bereich. - Information Broker
Er kann mehrere Rollen spielen, etwa die eines Datenhändlers, der Kunden Informationen zur Verfügung stellt, oder die eines Inhouse-Experten, der Datenbestände von unterschiedlichen Quellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens beschafft. Außerdem soll er Ideen entwickeln, wie sich diese Daten nutzbringend verwenden lassen. - Data Change Agents
Diese Fachleute haben eine eher "politische" Funktion. Sie sollen bestehende Prozesse im Unternehmen analysieren und anpassen, sodass sie mit Big-Data-Initiativen kompatibel sind. Nur dann lässt sich aus solchen Projekten der größtmögliche Nutzen ziehen. Wichtig sind daher ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten, Verständnis für Unternehmensprozesse sowie Kenntnisse im Bereich Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (Six Sigma, ISO 9000).
Die geeignete Architektur
Sind Fachlichkeit und Organisation analysiert und bewertet, stehen Architektur und Technik im Mittelpunkt. Sofern es eine historisch gewachsene BI-Landschaft in großer Systemvielfalt gibt, sollten zunächst alle BI-Anwendungen eingeordnet und beschrieben werden. Die Analyse der vorhandenen Architektur und Technologie sollte systematisch nach den typischen Merkmalen von BI-Systemen erfolgen. Durch eine solche Gegenüberstellung wird eine Vergleichbarkeit erzielt, und Unternehmen sind in der Lage, ähnliche Anwendungen zu gruppieren und so am Ende die Synergiepotenziale zu ermitteln und die Architektur zu vereinheitlichen.
Mithilfe eines Kriterienkatalogs, der zum Beispiel Front-End-Funktionen wie Usability, Reporting und Berechtigungen beschreibt oder Anforderungen rund um die Themen Datenhaltung und Datenbewirtschaftung kennzeichnet, kann eine entsprechende Bewertung der verschiedenen BI-Plattformen stattfinden. Der Kriterienkatalog sollte einen Detaillierungsgrad aufweisen, der allen Anforderungen des Unternehmens Rechnung trägt. Nur so lassen sich das architektonische Schichtenmodell ableiten, Schnittstellen definieren, das Zielsoftwareportfolio auswählen und am Ende die geeignete Architektur für eine strategische BI-Anwendungslandschaft entwickeln.