IT-Virtualisierung und Cloud Computing

Server - Neue Technologien und Trends 2012

An Cloud Computing führt kein Weg vorbei

Cloud Computing war im vergangenen Jahr 2011 das beherrschende Thema im Serverbereich. Dabei werden IT-Dienste in eine Cloud verlagert, sodass eigene IT-Infrastruktur im Unternehmen überflüssig ist. In diesem Zusammenhang wollten wir von den Experten wissen, welche nachhaltigen Einflüsse beziehungsweise Auswirkungen Cloud Computing auf die aktuelle Serverlandschaft 2012 haben wird.

Dirk Weltermann, Acer: "Zunächst ein Wort zur Cloud: In welchem Umfang sie sich durchsetzt, hängt auch davon ab, ob die bislang ungeklärten Fragen zu Ausfallsicherheit, Datensicherheit und Compliance überzeugend geklärt werden. Dennoch rechnen wir mit der Cloud: Sie wird mit den zugrunde liegenden Virtualisierungstechnologien den Trend zu kompakten Formfaktoren - auch im Hinblick auf Konsolidierung und Effizienzsteigerung - verstärken.

Die großen Public-Cloud-Anbieter wie Amazon, Google oder Facebook, die ihre Services aus eigenen großen Rechenzentren anbieten, setzen zunehmend auf individuelle Serverentwicklungen, da die im Markt verfügbaren Allzweckserver ihre Anforderungen nach Raumeinsparung und spezieller Energieeffizienz nicht ohne Weiteres erfüllen. Für Markenhersteller bedeutet das einerseits eine Herausforderung. Sie können mit flexibel konfigurierbaren Lösungen punkten, die viel Spielraum für Customizing lassen. Wer erfolgreich Server anbieten möchte, muss Projektkompetenz beweisen und über ausgereifte Produkte hinaus abgestimmte Lösungen anbieten.

Andererseits bedeutet Cloud-Computing auch, dass die Server-Goliaths gegenüber kompakten und standardisierten Massenprodukten zunehmend das Nachsehen haben. Hoch skalierbare Architekturen mit smarten und kostengünstigen Systemen sorgen für eine dynamische Leistungsanpassung an sich verändernde Mengengerüste und erlauben bedarfsgerechte Investitionen in Hardwarebeschaffung und -unterhaltung. Im Hinblick darauf haben wir das Acer-ProCore-Programm aufgelegt mit Servern, die sich für vielfältige Nutzungsszenarien (etwa Groupware-Applikationen, Virtualisierung oder Datenbanken) eignen und mit den Anforderungen in Einsatzgebieten wie Entry, Midrange oder NAS skalieren."

Sascha Denz, Fujitsu: "Im Bereich Private-Cloud-Umgebungen erwartet Fujitsu eine Verschiebung von ,klein' nach ,groß'. Das heißt, Unternehmen, die erste Gehversuche mit kleineren Private Clouds gemacht haben, bauen diese sukzessive aus. Ein Faktor, der diese Entwicklung maßgeblich mitbestimmt, ist die zunehmende Virtualisierung von Anwendungen und IT-Ressourcen."
Sascha Denz, Fujitsu: "Im Bereich Private-Cloud-Umgebungen erwartet Fujitsu eine Verschiebung von ,klein' nach ,groß'. Das heißt, Unternehmen, die erste Gehversuche mit kleineren Private Clouds gemacht haben, bauen diese sukzessive aus. Ein Faktor, der diese Entwicklung maßgeblich mitbestimmt, ist die zunehmende Virtualisierung von Anwendungen und IT-Ressourcen."
Foto: Fujitsu

Peter Dümig, Dell: "Das Angebot an Cloud-Services wächst kontinuierlich. Allerdings geht die Adaption, bedingt durch deutsche Besonderheiten wie strengeren Datenschutz, gesetzliche Regulierungen und offene juristische beziehungsweise vertragliche Fragen, ein wenig langsamer voran als etwa in den USA. Das Interesse vieler Kunden an privaten oder öffentlichen Cloud-Lösungen ist aber deutlich spürbar, und mittelfristig gehe ich davon aus, dass viele KMUs sich in Richtung Cloud bewegen werden und damit dann auch der Anteil der Tower-Server weiter schrumpfen wird, denn Cloud-Anbieter setzen auf optimierte Rack-Server."

Sascha Denz, Fujitsu: "Für den Bereich Private-Cloud-Umgebungen erwartet Fujitsu eine Verschiebung von ,klein' nach ,groß'. Das heißt, Unternehmen, die erste Gehversuche mit kleineren Private Clouds gemacht haben, bauen diese sukzessive aus. Ein Faktor, der diese Entwicklung maßgeblich mitbestimmt, ist die zunehmende Virtualisierung von Anwendungen und IT-Ressourcen. Nach Schätzungen der Marktforschungsgesellschaft Gartner waren Mitte 2011 an die 40 Prozent der Workloads auf x86-Servern virtualisiert. Bis 2015 soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen.

Dagegen sind durch Public-Cloud-Services kaum Auswirkungen auf den Servermarkt zu erwarten. Fujitsu sieht in diesem Bereich zwei Anwendungsszenarien für die Cloud: Im ersten Szenario beziehen Anwender einzelne Anwendungen aus der Cloud. In diesem Fall hält der Kunde einen Großteil der IT-Infrastruktur im eigenen Haus vor, nur die Anwendung wird von Eigenbetrieb auf Cloud umgestellt.

Im zweiten Szenario nutzt ein Anwender Cloud Computing, um die Ausfallsicherheit seiner IT-Infrastruktur zu erhöhen. Das heißt, er hält eine Kopie der eigenen virtualisierten IT-Umgebung im Rechenzentrum eines Cloud-Service-Providers vor. Fujitsu bietet solche Dienstleistungen im Rahmen seines Trusted-Cloud-Konzepts an. Auch in diesem Fall bleibt die Serverumgebung im Rechenzentrum unberührt."

Markus Herber, HP: "Viele Unternehmen haben im vergangenen Jahr Chancen und Risiken der Cloud evaluiert, 2012 werden sie ihre Kaufentscheidungen treffen. Großes Interesse herrscht dabei insbesondere an hybriden Modellen, also dem Mix von traditionellen Serverinfrastrukturen und Cloud-Lösungen. Hier wird es entscheidend sein, diese beiden Welten gemeinsam und einheitlich zu verwalten.

Langfristig geht es für Unternehmen nicht mehr darum, lediglich Server oder Rechenleistung einzukaufen sondern darum, Serviceanforderungen abzudecken - ganz egal, ob mit eigener Infrastruktur oder aus der Cloud. Dafür ist jedoch ein grundsätzliches Umdenken notwendig, da sich die Auswahl von Diensten aus der Cloud von der reinen Serverbeschaffung grundlegend unterscheidet."

Jörg Dehnen, IBM: "Cloud Computing ist eine Evolution sowohl in der Infrastruktur als auch in den Services. Kunden, die auf dem Weg zu einer IT-"Cloud Ready"-Organisation sind, werden die technischen Vorteile der Systeme noch stärker nutzen. Ziel ist, den durch Konsolidierung und Virtualisierung entstehenden Nutzen auf die höheren Ebenen der Cloud zu bringen, wo Automatisierung und Self Service eine Rolle spielen.

Zugleich bewirkt der Trend zu Cloud-Lösungen, dass Serverhersteller noch stärker als bisher darauf zu achten haben, ob ihre Lösungen für Anwender einfach zu bedienen und zudem hocheffizient gestaltet sind. Eine höhere Integration von Hardware, Software und Systemmanagement ist die Folge."

Rolf Kersten, Oracle: "Die Vorteile des Cloud Computings wie Selbstbedienung, Ressourcenbereitstellung nach Bedarf und Ressourcenabrechnung nach Nutzung sind nur durch zentral bereitgestellte und verwaltete Server-Cluster zu erreichen. Dabei hängt es von den Applikationsanforderungen ab, ob diese Server-Cluster aus einer Vielzahl kleiner Serversysteme, wenigen großen oder einer Mischung aus beiden aufgebaut sind. Hauptsache, alle Systeme lassen sich einheitlich betreiben und verwalten. Oracle beispielsweise bietet für seine für Datenbanken und Middleware optimierten Maschinen verschiedene Versionen und unterschiedliche Größen an."