SCO präsentiert Analysten umstrittenen Code

Auf seinem Feldzug gegen das Linux-Betriebssystem und IBM geht die SCO Group jetzt auch an die breitere Öffentlichkeit. Das Unternehmen hat damit begonnen, amerikanischen Analysten Programmcode zu zeigen, der nach Ansicht von SCO belegt, dass der Quellcode des Linux-Betriebssystems teilweise direkt von SCOs Unix Code-Base übernommen wurde.

SCOs Präsentation, der Analysten von Gartner und der Aberdeen Group beiwohnten, zeigt Teile der Software, die IBM zur Linux Code-Base beigesteuert hat. Der Code sei vom SCO Unix-Code abgeleitet, der wiederum von AT&Ts System V Unix Code abgeleitet ist und dann an Linux-User verteilt worden, so SCO. Dies sei eine Verletzung der Lizenzvereinbarung, sagte das Unternehmen.

Den ganzen Juni über wird SCO Analysten und interessierten Journalisten seine vermeintlichen Beweise präsentieren, sagte Chris Sontag, Manager von SCOsource. "Das eine konkrete Beispiel, das ich derzeit zeige, ist (Unix-)Code, der Zeile für Zeile in Linux kopiert wurde", sagte Sontag. Dieser Code sei in den Code-Bases von Linux und SCO identisch, was SCO als eine Urheberrechtsverletzung ansehe, so Sontag. Sontag erläuterte nicht im Detail, welche Unix-Teile übernommen wurden. Vermutlich sei aber nicht IBM, sondern ein anderes Unternehmen dafür verantwortlich, sagte Sontag.

SCO hatte IBM im März dieses Jahres auf eine Milliarde Dollar verklagt. Begründung: Der Computerriese habe Handelsgeheimnisse veruntreut, unerlaubte Eingriffe ins Geschäft vorgenommen sowie unlauteren Wettbewerb betrieben und Verträge gebrochen.

SCOs Klage gegen IBM beinhalte keine Aspekte von Urheberrechtsklagen, da dies vor Gericht schwerer zu beweisen sei, erklärte Sontag. Im Detail wirft SCO IBM vor, dass IBMs Unix-Lizenz aus dem Jahre 1985 (ursprünglich mit AT&T unterzeichnet, aber dann zu SCO transferiert) es IBM verbietet, Software zu vertreiben, die vom Unix Code-Base abstammt.

IBMs Beiträge zu Linux - beispielsweise in den Bereichen Non Uniform Memory Architecture (NUMA) und beim symmetrischen Multiprocessing (SMP) m - stellten allesamt einen Bruch dieses Vertrags dar, erklärte Sontag. SCO plant nun, IBM am Freitag die Unix-Lizenz zu entziehen: "Vertraglich gesehen haben wir dieses Recht, da IBM den Vertrag gebrochen hat", sagte Sontag.

IBM hat unterdessen jegliche Anschuldungen zurückgewiesen. Open-Source-Befürworter sagten, die Beweislast liege jetzt bei SCO. Das Unternehmen müsse nun zweifelsfrei darlegen, dass Linux-Entwickler den Code kopiert haben - und nicht umgekehrt. "Einen Aspekt, der auf alle Fälle im Laufe des Gerichtsverfahren zur Sprache kommen wird, ist die Frage: In welche Richtung wurde denn nun kopiert?", so der Open-Source-Verfechter Eric Raymond. Die Tatsache, dass SCO immer wieder aktiv einen Beitrag zum Linux-Kernel geliefert hat, erschwere die Umstände für das Unternehmen, so Raymond. "Die Beweislast liegt bei SCO. Es muss bewiesen werden, dass die Übertragung vom System V zu IBM und dann zu Linux erfolgte und nicht von System V zu SCOs eigenen Kernel-Entwicklern und dann zu Linux", sagte Raymond.

Open-Source-Befürworter sind im Übrigen kaum überrascht, dass sich der Code von Linux und System V ähnelt, da beide Teile des Berkeley Software Distribution (BSD) Code-Bases beinhalten. "Es ist einfach Fakt, dass Unix viel BSD-Code enthält und dass Linux ebenfalls etwas von diesem Code enthält. Folglich werden einige Zeilen von Code identisch sein", erklärte Linux-Erfinder Linus Torvalds in einem E-Mail-Interview.

SCO habe Torvalds das Angebot unterbreitet, den fraglichen Code näher unter die Lupe zu nehmen. Allerdings habe dieser das Angebot ausgeschlagen, sagte Sontag.

Weitere News zur Schlammschlacht um den Unix-Code finden Sie in der tecHistory. Ein Interview mit Chris Sontag zum Thema finden Sie hier. (Wolfgang Grüner/uba)