SAP Hana und Terracotta

Schneller Datenzugriff: In-Memory-Konzepte im Vergleich

SAP HANA und Terracotta

SAP hat mit Hana (High Performance Analytic Appliance) das Thema In-Memory-Computing in den Fokus gerückt. Die SAP-Appliance dient derzeit in erster Linie der raschen Analyse von vorwiegend aus SAP-Umgebung stammenden Daten abgeschlossener Transaktionen. Die sehr schnellen Hana-basierten Anwendungen ersetzen hauptsächlich vorherige SAP-BW-Prozesse (Business Warehouse) oder beschleunigen datenintensive Verarbeitungen in SAP-Anwendungen (zum Beispiel HANA FI-CO and CO-PA Accelerators).

Die Software AG wiederum zielt mit der In-Memory-Lösung Terracotta auf Unternehmen, die beispielsweise in ihren Zahlungssystemen, bei Bonitätsprüfungen oder bei Prüfungen auf Kreditkartenbetrug mit herkömmlichen Java/Datenbank-Architekturen an ihre Performance- und Skalierbarkeitsgrenzen stoßen. Mit der Lösung sollen diese Anwender Terabytes an Daten im Arbeitsspeicher im Zugriff haben und damit das hohe Transaktionsaufkommen und steigende Nutzerzahlen im Griff behalten. Vorstellbar ist etwa ein Reisebuchungssystem im Internet, das die Verfügbarkeit von Flügen, Hotels und anderem schnell prüfen kann sowie auch Änderungen sofort im Zugriff haben muss. Mit der Verfügbarkeit der Daten In-Memory könnte ein solches Reiseunternehmen seinen Partnern ganz andere SLAs bezüglich der Antwortzeiten anbieten.

SAP und die Software AG verfolgen mit ihren Lösungen dasselbe übergeordnete Ziel: Das In-Memory-Datenmanagement soll bestehende Anwendungsarchitekturen erweitern und optimieren sowie neue Architekturen ermöglichen, die dann auch ohne herkömmliche Datenverarbeitung über die Festplatte auskommen.

Gegenüberstellung: Herkömmliche Prüfung versus In-Memory-Prüfung.
Gegenüberstellung: Herkömmliche Prüfung versus In-Memory-Prüfung.
Foto: Susanne Franke

Doch abgesehen von diesen eher strategischen Gemeinsamkeiten gehen die beiden Unternehmen im Rahmen des In-Memory-Computings unterschiedliche Wege: Analysten von Gartner etwa machen mehrere grundsätzliche Typen der In-Memory-Datenmanagement-Technologien aus, und zwar abhängig von der Art ihres Einsatzbereichs. Dazu gehören die In-Memory-Datenbankmanagement-Systeme, zu denen auch SAP Hana mit dem In-Memory Datamart zählt. Diese Systeme halten die gesamte Datenbankstruktur im Hauptspeicher vor und nutzen den gegenüber der Festplatte erheblich schneller zugreifbaren Arbeitsspeicher des Computers zur Datenspeicherung und -auswertung. Das ist vor allem dort gefragt, wo kurze Antwortzeiten benötigt werden: im Finanzwesen zum Beispiel, wenn Informationen über sich plötzlich ändernde Marktbedingungen eintreffen und Entscheidungen innerhalb von Sekunden getroffen werden müssen.

Einen zweiten Typ von In-Memory-Datenmanagement-Technologien stellen die von den Analysten als Data Grids bezeichneten Plattformen mit verteiltem Caching dar. Lösungen dieser Art vereinen mehrere Server in einem logischen Caching-Cluster, in dem die Daten ausfallsicher und schnell Anwendungen zur Verfügung stehen. Dieser Art lässt sich Terracotta zuordnen.

Die Zuordnung zeigt auch bereits, dass die beiden hier dargestellten Lösungen in zwei verschiedene Welten zu Hause sind und da ihre jeweiligen Vorteile liefern: Terracotta in der Java-Welt mit transaktionsintensiven oder zeitkritischen Anwendungen, Hana in der SAP-Welt mit analytischen Anwendungen.