Revolution von unten

Das Internet eröffnet neue Welten für die Kommunikation. Auf den Siegeszug der E-Mail folgen Peer-to-Peer-Konzepte, die eine effiziente Zusammenarbeit und die bessere Nutzung vorhandener Ressourcen versprechen.

Von: Christoph Lange

Die Verheißung klingt verlockend: Mit Peer-to-Peer-Computing (P-to-P) sollen sich die im Überfluss vorhandenen Prozessor- und Speicherkapazitäten von PCs für zusätzliche Aufgaben nutzen lassen. Unternehmen könnten auf die Anschaffung neuer Hardware verzichten, Privatanwender via Internet ungenutzte Rechnerkapazitäten gegen Entgelt bereitstellen.

Nikos Drakos, Senior Analyst der Gartner Group, hält es sogar für möglich, dass das P-to-P-Modell Rechenzentren überflüssig macht, da die Skalierbarkeit von Distributed Computing - mehrere verteilte Rechner arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe - immens sei. Auch würden dezentrale Backup-Konzepte, welche die Sicherungsdaten auf den Anwender-PCs speichern, Flaschenhälse bei Servern und Storage-Systemen beseitigen.

Das Konzept einer direkten Kommunikation zwischen Rechnern ist so neu nicht. Dass es derzeit einen wahren Hype erlebt, hängt vor allem mit den Möglichkeiten zusammen, die das Internet eröffnet. So nutzt die Musiktauschbörse Napster das P-to-P-Modell, damit Endanwender Songs direkt miteinander austauschen könnnen. Erfolg versprechend ist auch die teamorientierte Zusammenarbeit über das Internet, für die P-to-P-Anwendungen die benötigten Ressourcen vorhalten und verwalten.

Die von IT-Schwergewichten wie Microsoft, Sun oder HP angestrebten dezentralen Web-Services werden ebenfalls eine starke Peer-Komponente implementieren. Das .Net-Framework von Microsoft dient als Plattform, um P-to-P-Applikationen zu entwickeln. Dazu zählen beispielsweise Web-Services für Registrierung und Auffinden von Peers und Inhalten. Das Microsoft-Forschungsprojekt "Farsite" beschäftigt sich mit verteilten Speicherumgebungen in Verbindung mit einem serverlosen verteilten File-System. Sun hat vor kurzem die JXTA-Initiative angekündigt: Sie soll Entwicklern über einen Softwarelayer Basisfunktionen für Peer-Anwendungen bereitstellen (siehe Ticker oben rechts). Zusätzlichen Schwung erhält die P-to-P-Entwicklung durch die von Intel im August 2000 ins Leben gerufene Peer-to-Peer Working Group, welche die Standardisierung vorantreiben soll. Derzeit zählt sie 22 Mitglieder, darunter IBM und HP.