Gefälschte Software

Razzia bei Online-Händler Pcfritz.de

Die Staatsanwaltschaft Halle hat auf betreiben von Microsoft Geschäfts- und Privaträume des Online-Händlers Pcfritz.de durchsucht. Der E-Tailer soll Echtheitszertifikate gefälscht haben.

Pcfritz.de-Geschäftsführer Maik Mahlow ist eine schillernde Figur. Gerne lässt er sich zusammen mit leicht bekleideten Mädchen fotografieren, die auch in den entsprechenden Pcfritz.de-Werbekampagnen zu sehen sind.

Mit Kampfpreisen und den schrillen Werbeauftritten hat sich Pcfritz.de schnell einen Namen gemacht. Allerdings soll es beim Vertrieb von Software-Produkten nicht immer mit rechten Dingen zugegangen sein: Microsoft wirft dem Reseller vor, Raubkopien vertrieben und Echtheitszertifikate gefälscht zu haben.

Nun haben unter Federführung der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Organisierte Kriminalität in Halle rund 100 Beamte des Zolls insgesamt 18 Objekte in Berlin und Halle in Zusammenhang mit Pcfritz.de durchsucht. Ersten Schätzungen zufolge sollen dabei über 100.000 verdächtige Datenträger mit Microsoft Computerprogrammen sichergestellt worden sein. "Die Microsoft bereits vorliegenden Raubkopien wurden von PC Fritz mit einer eigenen Verpackung und einem ebenfalls gefälschten Echtheitszertifikat versehen und zu weit unter dem Marktpreis liegenden Konditionen vertrieben. Woher die Fälschungen kommen, ist noch nicht geklärt", heißt es bei Microsoft. So sollen sich in letzter Zeit zahlreiche Händler über die Kampfpreise bei Pcfritz.de beschwert haben.

Im Vorfeld der Razzia wurden bereits hunderte Postsendungen an Kunden von Pcfritz.de sichergestellt. Joachim Rosenögger, Ermittlungsleiter Produktpiraterie bei Microsoft lobt die "gute Zusammenarbeit" mit den Ermittlungsbehörden: "Wir sind erleichtert, dass dem Treiben von Pcfritz.de vorerst ein Ende gesetzt worden ist", erklärt der Produktpiraterie-Spezialist. Opfer von Fälschungen seien neben den Kunden auch die redlichen Händler und Anbieter von Original Produkten. "Das Vorgehen der Ermittlungsbehörden zeigt, dass Wirtschaftskriminalität im Bereich des Urheber- und Markenrechts konsequent verfolgt wird. Softwarepiraterie ist eine ernstzunehmende Straftat", kommentiert Rosenögger die heutige Großaktion der Staatsanwaltschaft.

Geschäftsführer im Glassarg

Mit Slogans wie "Schnell, schneller und billiger als je zuvor", hatte Pcfritz.de um die Kunden geworben. "Zusätzlich garantieren die pcfritz.de Gütesiegel Original-Produkte und sicheren Einkauf durch den Käuferschutz von Trusted Shops", heißt es in einer Pressemitteilung vom März 2013. diesen Sommer startete Pcfritz.de mit einer Party-Bus-Tour unter dem Motto "Fette Beats und heiße Bräute" quer durch Deutschland, bei der auch zahlreiche C-Prommis wie dem Hamburger Partykönig Michael Ammer Popsänger Joey Heindle beteiligt waren. Der schwer an Krebs erkrankte Geschäftsführer Maik Mahlow lies sich beim letzten Termin in Porta Westfalica in einem mit LEDs beleuchteten Sarg aus Plexiglas in den VIP-Bereich tragen. "Letzte Nacht habe ich mich in einem Sarg gezeigt, um den Menschen Hoffnung zu geben, wenn sie erkrankt oder niedergeschlagen sind. Ich lebe so mein außergewöhnliches Motto ‘Don’t Give Up’ weiter", erklärte Mahlow seinen skurrilen Auftritt.

ChannelPartner hat Pcfritz.de um eine Stellungnahme gebeten. Bisher hat die Redaktion noch keine Antwort erhalten. Das könnte auch an den derzeitigen Kommunikationsschwierigkeiten liegen. "Aufgrund technischer Probleme sind wir telefonisch vorrübergehend (sic!) nicht erreichbar. Jedoch werden Kundenanfragen weiterhin per E-Mail beantwortet. Wir bitten um Euer Verständnis. Euer pcfritz.de Team", schreibt Pcfritz.de auf Facebook.

Wie es auf den Pcfritz-Partys zuging, sehen Sie infolgendem Video. (awe)