Prozess: Zeuge auf MS-Gehaltsliste

Der Wirtschaftsprofessor Kevin Murphy, der als zweiter Zeuge für die Verteidigung im laufenden Microsoft-Kartellverfahren aussagte, war jahrelang als bezahlter Berater für den Software-Riesen tätig. Dies ergab das Kreuzverhör der Anklage.

Murphy hatte ausgesagt, dass die von den klagenden neun US-Bundesstaaten geforderten Strafmaßnahmen zu weit gingen und keinerlei klare Vorteile für die Verbraucher bringen würden, berichtet die Computerwoche.

Während des gestrigen Kreuzverhörs förderte Steven Kuney, Anwalt für die Anklage, zu Tage, dass Murphy vor seiner Arbeit für Microsoft kaum wissenschaftliche Berichte über die Software-Industrie veröffentlicht hatte. Erst nach seinem Engagement für die Gates-Company äußerten sich der Professor und seine private Beratungsgesellschaft Chicago Partners zu der Branche. Murphy gab zu, dass ein Teil seiner Forschungsarbeiten von Microsoft finanziert wurde. Anwalt Kuney zitierte eines dieser Werke, in dem Murphy zu dem Schluss kam, dass die Einführung von Wettbewerb in einem monopolisierten Markt zu höheren Preisen für die Verbraucher führen könne.

Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass vor Gericht stehende Parteien Zeugen präsentieren, die auf ihrer Gehaltsliste stehen. Dennoch wirft eine derartige Verbindung ein seltsames Licht auf den Zeugen. Kuney versuchte diesen Eindruck noch zu verstärken, indem er darauf hinwies, dass Murphys Spezialgebiet vor seiner Arbeit für Microsoft der Arbeitsmarkt war. Welche Position die vorsitzende Richterin Colleen Kollar-Kotelly in der Angelegenheit bezieht, ist bislang unklar. Kollar-Kotelly hat sich bislang mit Fragen an die Zeugen zurückgehalten und wenig von ihrer Meinung durchblicken lassen. Schon AMD-Chef Jerry Sanders hatte als Zeuge für Microsoft eine eher unrühmliche Figur gemacht und musste sich Klüngelei vorwerfen lassen, wir berichteten. Weitere News zum Prozess finden Sie in der tecHistory. (Computerwoche/uba)