Projektmanagement

Projektleiter - Chefs ohne Macht

Ein Projektleiter muss allen sympatisch sein

Das kann man aber auch übertreiben.

Kellner: Ja, wenn man es falsch macht. Ein Projektleiter muss allen sympathisch sein. Er muss immer freundlich und höflich sein und Zeit für einen Plausch haben. Ich habe noch keinen Stinkstiefel oder Autisten als erfolgreichen Projektleiter erlebt.

Klingt alles zusammen sehr schwierig.

Kellner: Man muss es eben lernen. Das wäre der nächste Tipp für angehende Projektleiter: Kauf dir ein gutes Führungshandbuch oder besuche ein gutes Seminar. Delegieren, Motivieren, Planen und Kontrollieren sind nicht selbsterklärend, sondern man muss bestimmte Methoden sauber beherrschen. Führungskräfte müssen gut in Führung sein, nicht unbedingt auch fachlich. Das ist für IT-Leute und Ingenieure, die sich gerne übers Fachliche definieren, schwierig.

Was sollte ein Projektleiter tun, bevor das Projekt beginnt?

Kellner: Er sollte sich möglichst lange vorher bei allen Beteiligten persönlich plaudernd bekannt machen. Und er sollte akzeptieren, dass Meetings wichtig sind. IT-Leute finden Meetings doof, aber sie sollten versuchen hineinzukommen. Meetings sind das Palaver der Fellpflege. Vor allem der Smalltalk in den Pausen ist das Geheimnis des Erfolgs. Auf keinen Fall sollte man in den Pausen mit dem Smartphone in einer Ecke verschwinden.

Offenbar gerät man als Projektleiter bereits mit der Sphäre in Berührung, wo Politik oft mehr zählt als Ergebnisse.

Kellner: Umso wichtiger ist es, mit dem oder den Vorgesetzten zu einer klaren Kompetenzabgrenzung zu kommen. Das betrifft zum Beispiel das Budget: Wie weit darf der Projektleiter es eigenständig überziehen, ab wo braucht er eine Genehmigung? Es betrifft die Position gegenüber dem Team: Darf der Projektleiter eingreifen, wenn Mitarbeiter zur Mittagspause außer Haus verschwinden? Der Projektleiter muss sich im Vorfeld absichern: Er darf nicht zulassen, dass man ihm unbrauchbare Leute ins Team setzt oder gute abzieht. Oder dass ihm ein Mitarbeiter auf der Nase herumtanzt und er sich nicht wehren kann, weil er keine disziplinarischen Mittel hat.

Nicht alles, was ein Projektleiter als richtig erkennt, wird er im wirklichen Unternehmensleben auch praktizieren können.

Kellner: Es gibt aber auch einfache Selbsthilfen, für die man von niemandem abhängig ist. Ein Tipp lautet: Auch wenn du kreatives Chaos magst – achte auf einen ordentlichen Arbeitsplatz. Ein aufgeräumter Schreibtisch verbreitet die nonverbale Botschaft, dass du einen guten Plan hast und ihm folgen kannst.

Haben Sie noch so einen unkomplizierten Tipp?

Kellner: Achte auf dein Äußeres. Kleide dich so, wie es auf der nächsthöheren Führungsebene üblich ist. Normalerweise also nicht wie ein Künstler oder Clochard. Aber auch dunkle Anzüge und Kostüme empfehlen sich nur, wenn dein unmittelbarer Vorgesetzter und seine Peers sie nicht als übertrieben empfinden. Ziehe dich so an wie da, wo du nach der nächsten Beförderung sein willst.