Projektmanagement

Projektleiter - Chefs ohne Macht

Projektleitung ist eine Strapaze –und für IT-Experten eine große Karrierechance, sagt die Management-Trainerin Hedwig Kellner.

Frau Kellner, an einem Projektleiter zerren sein Vorgesetzter, seine Mitarbeiter und, wenn vorhanden, der externe Kunde, und alle in eine andere Richtung. Warum sollte man sich diese Position antun?

Als ehemalige Projektleiterin und Trainerin bei der Software AG kennt Hedwig Kellner die Freuden und Anstrengungen der IT-Projektarbeit aus eigener Erfahrung. Für sie ergab sich daraus eine Karriere in der Unternehmensberatung mit leitenden Funktionen unter anderem bei Mummert + Partner und bei Kienbaum. Heute arbeitet Hedwig Kellner als freie Unternehmensberaterin, trainiert Manager und solche, die es werden wollen. Ihre Bücher, zum Beispiel „Projekte konfliktfrei führen: Wie Sie ein erfolgreiches Team aufbauen“, „Soziale Kompetenz für Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler“ und „Die Kunst, mit meinem Geld auszukommen“ erscheinen in angesehenen Verlagen.
Als ehemalige Projektleiterin und Trainerin bei der Software AG kennt Hedwig Kellner die Freuden und Anstrengungen der IT-Projektarbeit aus eigener Erfahrung. Für sie ergab sich daraus eine Karriere in der Unternehmensberatung mit leitenden Funktionen unter anderem bei Mummert + Partner und bei Kienbaum. Heute arbeitet Hedwig Kellner als freie Unternehmensberaterin, trainiert Manager und solche, die es werden wollen. Ihre Bücher, zum Beispiel „Projekte konfliktfrei führen: Wie Sie ein erfolgreiches Team aufbauen“, „Soziale Kompetenz für Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler“ und „Die Kunst, mit meinem Geld auszukommen“ erscheinen in angesehenen Verlagen.
Foto: Hedwig Kellner

Kellner: Weil sie für Informatiker die große Karrierechance ist. Firmen wollen nicht mehr ungeprüft den besten Entwickler zum Chef der Entwicklung machen, wo er dann vielleicht als Chef versagt und als Entwickler nicht mehr zur Verfügung steht. Sondern sie wollen testen, wie er Projekte leitet. Wenn er das schafft, eignet er sich auch für eine Linienfunktion.

Testen heißt hier ins kalte Wasser werfen?

Kellner: Man kann es auch positiv sehen. Als Projektleiter lernt man die vier grundsätzlichen Führungsfunktionen. Erstens Delegieren. Zweitens Motivieren – wenn man selbst Spaß an der Arbeit hat, kann man daraus nicht schließen, dass andere ihn auch haben. Drittens Planen: Was schiefgehen kann, geht irgendwann schief, darauf muss man vorbereitet sein. Viertens Kontrolle: Das Auge des Bauern macht die Kühe fett. Sobald man Verantwortung für die Arbeit anderer hat, lernt man, sie zu kontrollieren.

Als Leiter ist man ja immer Einzelkämpfer.

Projektleiter haben normalerweise keine formelle Autorität. Deshalb müssen sie natürliche Autorität haben oder simulieren, so Hedwig Kellner über eine der Herausforderungen für Projektmanager.
Projektleiter haben normalerweise keine formelle Autorität. Deshalb müssen sie natürliche Autorität haben oder simulieren, so Hedwig Kellner über eine der Herausforderungen für Projektmanager.
Foto: Antrey - Fotolia.com

Kellner: Nein, um ein Projekt erfolgreich zu leiten, muss man sich im Unternehmen gut vernetzen. Man ist geradezu gezwungen, nützliche Kontakte zu knüpfen. Projektleiter sammeln Wissen für das nächste Gehaltsgespräch. Sie erfahren, wo sie sich intern bewerben können.

Was ist für einen Projektleiter das Schwierigste?

Kellner: Projektleiter haben normalerweise keine formelle Autorität. Deshalb müssen sie natürliche Autorität haben oder simulieren.

Wie macht man das?

Kellner: Beginnen wir mal damit, wie man es nicht machen sollte. Mit Projektleitungen werden oft junge Leute betraut. Die treten häufig zu kumpelhaft auf. Am Anfang hat man dann eine tolle Stimmung im Team. Aber wehe, man muss Druck machen oder unbeliebte Aufgaben verteilen.

Ein zweites Problem für Projektleiter kann sein, dass sie von etablierten Führungskräften, mit denen sie kooperieren müssen, nicht anerkannt werden. Da heißt es sinngemäß: Mit dir rede ich nicht, schick deinen Chef. Der Projektleiter muss hier klarmachen, dass er seine Position nicht aus eigener Anmaßung ausübt, sondern im Auftrag des Unternehmens.

Drittens sollte ein Projektleiter nie so dumm sein, bei Schwierigkeiten im Team seinen Chef um Hilfe zu bitten, denn der wird dann auch weiterhin in seine Arbeit hineinregieren. Entweder man erreicht das Ziel mit dem Team alleine oder eben nicht.

Können wir zur Positivliste übergehen?

Kellner: Wichtig ist selbstbewusstes Auftreten. Ein Projektleiter sollte sich anhören, was alle zu sagen haben, und dann souverän entscheiden. Das signalisiert: Ich hab’s im Griff.