Experten mahnen Mut zum Self Service an

Private Clouds nicht immer echt

Manchmal reichen 80 Prozent

Gleichwohl prägt die NIST-Definition ein sehr technischer Blickwinkel. Hilfreich ist es, sich daran zu orientieren, ohne sich sklavisch daran zu halten. „Manchmal ist eine 80-prozentige Cloud gut genug", erläutert Andi Mann, Manager beim Anbieter CA Technologies, gegenüber unserer amerikanischen Schwesterpublikation NetworkWorld. Entscheidender als die Frage, ob alle fünf Merkmale abgehakt sind, sei die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden. „Letztlich dreht sich alles um den Business-Service", so Mann. Ein Beispiel für die Verzichtbarkeit eines Kriteriums unter gewissen Voraussetzungen: Wenn Unternehmen nur statische, also immer gleiche Workloads verarbeiten, können sie folglich bestens auf elastische Skalierung verzichten. „Im technischen Sinne müsste man das dann eine höchst effiziente virtuelle Umwelt nennen", so Mann.

In der Praxis ist es deshalb häufig so, dass die Anwender sich nach weitgehender Virtualisierung in kleinen Schritten hin zur echten Cloud bewegen. Eine Studie von Freeform Dynamics bestätigt diesen Eindruck. Danach haben nur wenige Unternehmen bisher eine echte Private Cloud installiert. Die Mehrheit zieht es vor, mehrere kleinere Verbesserungen an der Infrastruktur vorzunehmen. Sie alle zusammen sollen die Infrastruktur auf ein neues Niveau heben, das dem Ansatz von Cloud-Services nahe kommt. Eine Mehrheit der Befragten geht auch davon aus, dass Erfahrungen mit Virtualisierung eine gründliche Basis für Private Clouds bieten. Allerdings meinen nur zwei Fünftel, dass eine Private Cloud der nächste natürliche Schritt nach der Virtualisierung sei.

Prinzipiell sind die Anwender laut Freeform Dynamics für neue Verrechnungs- und Self-Service-Modelle bei der Nutzung von Ressourcen und Applikationen – einem entscheidenden Schritt zur Private Cloud – offen. Nach Beobachtung von Studienautor Andrew Buss fehlt es praktisch aber noch oft an einer individualisierten Billing-Kultur für die unternehmensweiten Abnehmer von IT-Leistungen. Weniger schematische Abrechnungsmodi würden den Übergang in die Private Cloud jedenfalls erleichtern. Eine weitere Hürde sei das oft fragmentierte IT-Management in den Firmen, was beispielsweise die Planung von automatisierten Workloads erschwert. Nach Ansicht von Freeform Dynamics sind auf dem Weg in die Wolke auch Änderungen bei der Organisation der IT-Abteilung und beim Einsatz integrierter Management-Tools erforderlich.