Nutzen durchaus umstritten

Privat-IT am Arbeitsplatz: Mythen und Realität

Erhöhte Produktivität oder Ablenkung

Neben der Verwendung privater Endgeräte macht Freeform Dynamics als zweiten Faktor der Konsumerisierung die Nutzung von Web-Dienstleistungen durch die Mitarbeiter aus. Weil hierfür in der Regel auch kein Support von Seiten der IT benötigt wird, erscheint dieses Feld im Vergleich noch stärker als Grauzone. In der Tat bestätigt die Befragung ein hohes Maß an nichtoffizieller Nutzung von SMS, Web-Conferencing, Social Networking sowie Speicherkapazitäten in der Cloud zu Arbeitszwecken.

Mit Ausnahme einer von zwei Fünftel angenommenen höheren Mitarbeiterzufriedenheit zeichnet die Studie ein eher diffuses Bild von Konsumerisierung als Nutzenbringer fürs Business. So gehen beispielsweise nicht einmal 10 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ein starker Vorteil bei der Rekrutierung oder Bindung talentierter Mitarbeiter ergibt. Bei den Auswirkungen auf die Produktivität gehen die Meinungen weit auseinander, ob positive oder negative Effekte überwiegen. Nur ein Fünftel der Befragten vermutet hier einen großen Vorteil, der sich aus der Konsumerisierung ziehen lässt. "Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Konsumerisierungs-Befürworter einen positiven Einfluss auf die Produktivität immer als Hauptargument in Feld führen, um eine freie Wahl von Geräten und Services durch die Mitarbeiter zu rechtfertigen", kommentiert Vile.

Der Analyst geht davon aus, dass es subjektiv durchaus einen gefühlten Produktivitätsschub gibt, wenn Mitarbeiter etwa statt eines alten Firmen-Blackberrys mit einem eigenen und neuen iPhone arbeiten. Als Gegenargument führen die Befragten zum Teil die Sorge um die Arbeitsdisziplin der Mitarbeiter an, weil ständig und überall private Ablenkung möglich sei. Freeform Dynamics weist das nicht von der Hand, gewichtet einen anderen Punkt aber wesentlich höher: Der individuelle Produktivitätsgewinn des Einzelnen muss nicht zwangsläufig fürs ganze Unternehmen gut sein.

"Die Gefahr an der Konsumerisierung ist, dass die Mitarbeiter am Ende ganz unterschiedliche Hardware, Software und Services verwenden, die wiederum auf unterschiedlichen Standards, Protokollen, Dateiformaten etc. basieren", heißt es in der Studie. Selbst in der besten aller Welten könne kein Helpdesk über Expertise in allen Gadgets, Applikationen und Services verfügen, die die User bei freiem Spiel der Kräfte nutzen. In der Tat rechnen in der Studie mehr als 50 Prozent der Befragten damit, dass sich die Konsumerisierung auf den IT-Support im Unternehmen äußerst negativ auswirkt.