Praxiswissen ist gefragt

Zertifikate werden unterschiedlich beurteilt

Fritz Geiger, Personalreferent bei Compaq, sagt: "Es gab bei uns noch keine Stellenausschreibung, in der Linux-Zertifikate gefordert wurden." Grundsätzlich sei es positiv, wenn Bewerber Ausbildungsnachweise vorlegen, allerdings sei man durch die "Inflation der Zertifikate aus dem Microsoft-Bereich" kritisch und prüfe diese genau.

Der Schulungsanbieter Innominate Training GmbH bildet jährlich 500 bis 700 Linux-System- und Netzwerkadministratoren aus. Ebenfalls im Programm ist die LPI-Zertifizierung, doch die Nachfrage danach ist äußerst verhalten. "Weniger als fünf Prozent der Kursteilnehmer machen die LPI-Prüfung", sagt Geschäftsführerin Jana Möckel. "Die erste Stufe ist ein Ankreuztest, der lediglich Grundwissen abfragt, das Administratoren so gut wie nichts nützt", erläutert sie. Mitte dieses Jahres werde die zweite LPI-Stufe veröffentlicht, die dann "ernsthaftes Administratorenwissen" vermitteln werde. Die Qualifikation zum RHCE bezeichnete sie dagegen als "anspruchsvoll".

Laut Jörg Ludwig, Direktor Linux Marketing und Sales Support bei IBM, sind Linux-Zertifikate bei der Bewerbung keine zwingende Voraussetzung. Die RHCE-Qualifikation werde jedoch gern gesehen und habe eine gute Reputation am Markt.

Bei der Berliner Linux-Software-Firma Innominate spielen Zertifikate bei der Bewerbung so gut wie keine Rolle. Personalmanagerin Annett Schöneberg sagt: "Nicht Zertifikate, sondern das Know-how entscheidet. Praktische Erfahrung und persönliches Interesse sind die ausschlaggebenden Kriterien." Für die Anforderungen von Innominate seien Zertifikate alleine keinesfalls ausreichend. Im Einzelfall könne aber eine Ergänzung des vorhandenen Wissens, beispielsweise durch das Red-Hat-Zertifikat, durchaus sinnvoll sein.

Zur Person

Horst Werner

arbeitet als freiberuflicher Fachjournalist in München.