Postbote auf Draht

E-Mail ist die mit Abstand am meisten genutzte Internet-Applikation. Die Lösung von Ipswitch schont die Hardware-Ressourcen und bietet eine funktionsreiche Kommunikationsplattform.

Von: Ellen Neumann

Termine absprechen, Nachrichten veröffentlichen, Sitzungen planen: E-Mail ist nicht nur schneller als das Telefon, sondern auch billiger und praktischer. Weil ein ausgefallenes E-Mail-System in einem modernen Unternehmen einen Großteil der Kommunikation lahmlegt, muß der zuständige Server schnell, stabil und sicher funktionieren.

Auf einem Dual-Pentium-Rechner mit je 120 MHz Taktrate und 64 MByte Hauptspeicher kann der "Imail Server 5.0" von Ipswitch theoretisch bis zu 250 000 E-Mails pro Tag verarbeiten. Als Minimum setzt die Software lediglich 32 MByte Hauptspeicher und einen Pentium-Prozessor mit 120 MHz Taktrate voraus. Häufig in größeren Unternehmen eingesetzte Produkte wie Microsoft Exchange oder Lotus Notes verlangen da mehr.

Das Produkt beherrscht die Standard-Protokolle: SMTP (SMTP= Simple Mail Transfer Protocol), POP3 (POP3= Post Office Protocol 3) sowie IMAP4 (IMAP4= Internet Messaging Access Protocol 4) und wartet mit ein paar zusätzlichen Merkmalen auf. E-Mails lassen sich auch an einen Pager verschicken oder auf ein Faxgerät übertragen, der integrierte "List"-Server kann Newsletter an Listenmitglieder verschicken. Weiterhin enthält das Softwarepaket einen "Finger"-Server, einen "Whois"-Server und einen vollwertigen "LDAP"-Server. Die E-Mail-to-Fax-Funktion bedarf einer separaten Lizenz.

Ausfallsicherheit

Mit einem speziellen Monitorprogramm, dem "Imail Monitor", überwacht die Software einerseits die Imail-Dienstprogramme und überprüft, ob ausreichend Festplattenplatz vorhanden ist. Fällt ein Dienst aus, erfolgt ein automatischer Neustart. Zusätzlich erhält der Administrator per Pager oder E-Mail eine Nachricht über den Vorgang. Alle Parameter zur Überwachung lassen sich über ein Dialogfenster einstellen.

Um die Ausfallsicherheit des E-Mail-Systems zu erhöhen, können Benutzer den Imail-Server auch als Backup-Mailer für einen anderen E-Mail-Server betreiben. In einer solchen Konstellation sammelt er die E-Mails des ausgefallenen Servers, bis dieser wieder verfügbar ist. Sind an einem Rechner zum Beispiel Wartungsarbeiten vorzunehmen, führt dies nicht gleich zum Zusammenbruch der Kommunikationsdiensteim Unternehmen. Ohne einen Backup-Mailserver kann es vorkommen, daß E-Mails bei Ausfall des primären Servers mit dem Vermerk "unzustellbar" oder anderen Fehlermeldungen zum Absender zurückgehen.

Theoretisch lassen sich auf einem Imail Server 1500 virtuelle E-Mail-Hosts mit IP-Adresse und dazu 999 ohne IP-Adresse betreiben, wobei der Administrator für die Benutzerverwaltung zwischen einer speziellen Imail-Datenbank, der NT-Benutzerdatenbank oder einer externen ODBC-Datenbank wählen kann.

Anti-Spamming

Zu den wichtigen Sicherheitsmerkmalen gehören Funktionen gegen sogenannte "Spam-Attacken", bei denen Massenmailings über ungeschützte Server verschickt werden. Diese ungewünschten Massenmails erzeugen eine riesige Last, die im schlimmsten Fall zum Absturz des Servers führen kann, wenn die Kapazität nicht ausreicht. Das Administrationsprogramm von Imail Server bietet verschiedene Methoden, um Spam-Attacken zu verhindern.

- Der Server darf E-Mails nur an einen bestimmten IP-Adressenkreis weiterleiten (Relay-Mail), etwa an lokale Hosts oder lokale Benutzer.

- Der Server verlangt eine Authentifizierung durch eine Benutzername/Paßwort-Kombination (SMTP Auth).

- Sind E-Mail-Adressen oder ganze Hosts durch Spam-Mailings aufgefallen, kann der Administrator sie über eine editierbare "Kill-File"-Funktion ausschließen.

- Der SMTP-Befehl VRFY läßt sich deaktivieren, so daß die Benutzer auf dem Host nicht ausspioniert werden können.

- Der Administrator kann "Null"-Absender deaktivieren und eine Überprüfung der Gültigkeit einer E-MailAdresse des Absenders vorschreiben.

Administration über den Browser

Alle Einstellungen des Imail Servers lassen sich über die Systemsteuerung oder über einen Web-Browser vornehmen. Im Web-Browser kann sich der Administrator über den Status der Dienste informieren, sie starten und stoppen, Benutzer anlegen, Listen verwalten und Log-Dateien einsehen. Eine besonders für Internet-Serviceprovider (ISPs) interessante Funktion erlaubt, für jeden E-Mail-Host einen eigenen Host-Administrator einzurichten. Damit kann ein ISP die Verwaltung des Hosts auf den jeweiligen Kunden übertragen, wenn der es wünscht.

Während die Vorgängerversion Web-Messaging nur optional vorsah, hat Ipswitch den Dienst in die Version 5.0 als festen Bestandteil integriert. Anwender benötigen somit lediglich einen beliebigen Javascript-fähigen Web-Browser, um von jedem Ort aus Zugriff auf ihre Mails zu haben. Auch bei der Web-Messaging-Option ist es möglich, für jeden einzelnen Host ein eigenes Verzeichnis einzurichten, das der Kunde dann an seine Bedürfnisse anpassen kann. Die browserbasierte Verwaltung von E-Mails wird über circa 90 HTML-Templates gesteuert, die sich im Verzeichnis "Web" unterhalb des Hauptverzeichnisses des virtuellen Hosts befinden müssen. Innerhalb dieser Seiten sind spezielle "Imail-Tags" für die Ablaufsteuerung des Web-Messaging verantwortlich. Die Anpassung einer solch großen Anzahl von HTML-Seiten dauert eine gewisse Zeit.

Beschränkt man sich jedoch auf die Grundfunktion eines E-Mail-Clients, inklusive Adreßbuch, Mailordner, E-Mailversand und -empfang, Paßwortänderung, E-Mailweiterleitung und Autoresponse bleiben knapp 25 Seiten übrig. Ohne Verändern des Administrationsbereiches dauerte das Anpassen der Templates für die www.gateway.de-Web-Site nur knapp einen Tag. Leider liefern einige Imail-Tags ausschließlich englische Ausdrücke zurück, die die Web-Mail-Option der Software im nicht-englischen Sprachraum deutlich erschwert. Manche dieser Imail-Tags lassen sich zwar umgehen, das Anhängen eines Attachments beispielweise funktionierte aber nur mit englischen Erklärungen.

Automatik eingebaut

"Processing Rules" erlauben es dem Administrator, E-Mails, die im Inhalt oder Betreff ein oder mehrere Schlüsselworte enthalten, an bestimmte Adressen weiterzuleiten. So können zum Beispiel E-Mails mit dem Wort "Bestellung" im Betreff direkt an den Vertrieb übermittelt werden.

Befindet sich ein Benutzer im Urlaub kann er eine "Vacation"-Datei einrichten, die den Absender einer Mail automatisch über die Abwesenheit informiert.

Ebenso erlaubt die Lösung das Definieren von "Aliases", so daß ein Benutzer unter mehreren Adressen erreichbar ist. Eine E-Mail kann außerdem auch an ein separates Programm weitergeleitet werden, das beispielsweise Bestellungen per E-Mail verarbeiten kann. Sowohl die Installation als auch die Administration der Software war durchwegs einfach und verständlich. Auch das Handbuch geht auf alle Bestandteile des Produkts ausführlich ein. Heutzutage fast schon eine Kuriosität, liefert Ipswitch die Software auf vier Disketten aus.

Fazit

Interessant ist Imail Server 5.0 sicherlich insbesondere für Internet-Serviceprovider. Aber auch für kleinere und mittlere Unternehmen, für die Lotus Notes oder Microsoft Exchange hinsichtlich der Komplexität und Wartungsintensität häufig stark überdimensioniert ist, kann sie eine gute Alternative sein.

Da Imail außer SMTP und POP3 auch das IMAP4-Protokoll beherrscht, des weiteren zusätzlich über einen "List"-Server und einen LDAP-Dienst verfügt und außerdem fast beliebig viele Hosts auf einem Server betreiben kann, ist der hohe Preis der Software von 3300 Mark für eine unbegrenzte Lizenz durchaus gerechtfertigt. Die vielfältigen Anti-Spam-Mechanismen und das integrierte Web-Mail sind weitere Pluspunkte, die für das Produkt sprechen. Für den guten Eindruck, den der Imail Server im Test machte, verleiht gateway den Tip des Monats. Eine voll funktionstüchtige 45-Tage-Testversion des Imail Servers 5.0 steht unter http://www.ipswitch.com/cgi/download_eval.pl?product=main zum Download bereit. (hl)

Auf einen Blick:

+ geringer Ressourcenbedarf

+ einfache Administration

+ Unterstützung von IMAP4

+ Webmail integriert

+ gute Dokumentation

- Software nur in englisch verfügbar

Hersteller: Ipswitch, Lexington, USA Tel.:0 01/7 81-6 76-57 00

Preise: Die 250-Benutzer-Lizenz des Imail Server 5.0 kostet 2300 Mark, der Preis für die unbegrenzte Lizenz beträgt 3300 Mark.

gateway Tip 10 / 99