Pocket PC 2002 bremst XScale-PDAs

Die Hersteller der neuen XScale-PDAs stehen vor einem großen Marketing-Problem. Microsoft hat jetzt bestätigt, dass sein PDA-OS Pocket PC 2002 nicht für die mit 400 MHz getaktete XScale-CPU optimiert ist. Folge: Die neuen Geräte nutzen das Potenzial des Prozessors nicht aus und sind kaum schneller als die Vorgänger.

Die XScale-Architektur löst bei Intel den StrongARM ab, der die PDAs mit dem Pocket PC 2002 bislang mit einer Taktrate von 206 MHz antreibt. Der nominelle Leistungsgewinn durch die neue CPU, genauer dem PXA250-Chip, dürfte sich aber in der Praxis kaum niederschlagen. Grund: Microsoft hat Pocket PC 2002 nicht für den ARM5-Kern optimiert, auf dem XScale basiert. Das PDA-OS läuft am besten unter CPUs mit dem älteren ARM4-Kern, sprich dem StrongARM mit 206 MHz. Microsoft begründet sein Versäumnis damit, dass Software für den neuen ARM-Kern nicht mehr auf den alten Geräten laufen und damit die Investitionen bestehender Kunden gefährden würde.

"Die 400-MHz-Geräte bringen nicht die Leistungssteigerung, die viele erwartet haben", sagte Microsoft-Sprecher Ed Suwanjindar. "Sie bewegen sich bei der Leistung auf demselben Niveau wie die PDAs mit StrongARM-CPU". Vor allem Suwanjindars zweiter Satz dürfte bei Toshiba, HP und Fujitsu-Siemens zu Stoßseufzern führen. Die Hersteller stehen jetzt vor einem ungeahnten Marketing-Problem.

Wie berichtet (siehe tecHistory), haben die drei Unternehmen in den letzten Tagen ihre neuen XScale-PDAs vorgestellt. Toshibas e740 integriert in einer Version beispielsweise 802.11b-WLAN, HPs neuer iPaq 3970 bringt im Vergleich zum Vorgänger H3870 einen verbesserten IrDA-Port mit, ist aber mit 749 US-Dollar um etwa 100 US-Dollar teurer als sein Vorgänger. Warum also sollte ein Anwender den XScale-PDA kaufen, wenn das billigere StrongARM-Modell bei halber CPU-Taktrate die gleiche Leistung bringt?

Ob Microsoft nun Pocket PC 2002 für den ARM5-Kern der XScale-CPU optimieren wird und ein kostenloses Update veröffentlicht, ist unklar. MS-Sprecher Ed Suwanjindar gab dazu keine Stellungnahme ab. Bislang hieß es, der Software-Konzern werde erst die nächste Version seines PDA-OS (Codename: Macallan) für die XScale-CPU optimieren. Den betroffenen PDA-Herstellern dürfte dies nicht gefallen. Daher ist zu erwarten, dass Toshiba, HP & Co. Druck auf Microsoft ausüben werden, damit der XScale-Prozessor bereits mit Pocket PC 2002 sein volles Potenzial ausschöpfen kann.

Einen Test der aktuellen PDAs mit Pocket PC 2002 finden Sie hier. Nähere Informationen zum Betriebssystem bietet der Report Pocket PC 2002 - Wintel auf PDAs. (jma)