PC-Games als Ego-Stütze

Ein Forschungsprojekt an der Hamburg Media School zeigt, dass die Lebenszufriedenheit des Gamers Einfluss auf die Wahl der virtuellen Spielfigur hat.

Welche Rolle spielt die Zufriedenheit mit dem eigenen Ich bei der Auswahl von Eigenschaften, mit denen Spieler ihre virtuellen Charaktere ausstatten? Bevorzugen zurückhaltende Personen, die sich über Ihre eigene Schüchternheit ärgern, charismatische Socializer? Und spielen ängstliche Zeitgenossen mit Vorliebe nervenstarke Draufgänger?

Die Studie der Hamburg Media School zeigt, dass die Lebenszufriedenheit einen Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Spielfigur hat: Mit ihrem Leben zufriedene Personen gestalteten im Experiment Avatare, die ihnen relativ ähnlich sind. Die Spielfiguren von unzufriedenen Spielern weisen hingegen deutlich weniger Ähnlichkeit mit den Persönlichkeitsmerkmalen ihrer Erschaffer auf.

Wie stark Spieler und Spielfigur einander ähneln, hängt aber auch vom jeweiligen Spiel ab. Für Spiele wie „Die Sims“ oder die virtuelle Welt in Second Life wählten die Studienteilnehmer Avatare aus, die Ihnen stärker ähnelten, als dies bei anderen, eher wettbewerbsorientierten Spielen wie „GTA: San Andreas“ der Fall war. Während also Onlinewelten wie Second Life eher dazu einladen, sich ein virtuelles Ebenbild zu schaffen, ist bei anderen Spielen ein Teil der Eigenschaften der Spielfigur schon durch die Struktur des Spiels bestimmt.

Damit ergänzt die aktuelle Studie der Medienpsychologen Prof. Sabine Trepte und Leonard Reinecke die Ergebnisse einer Vorgängerstudie desselben Forscherteams. In dieser wurde die Rolle der Anforderungen des Spiels bei der Wahl des Avatars beleuchtet. Das Ergebnis damals: Spieler wollen in erster Linie Erfolg im Spiel. Sie wählen für ihre Spielfigur mit Bedacht die nötigen Eigenschaften aus, um das Spiel erfolgreich zu bewältigen.

Die Ergebnisse der neuen Studie offenbaren eine weitere Quelle der Faszinationskraft von Computerspielen: Das Eintauchen in Rollen, die uns die eigenen Schwächen zeitweilig vergessen lassen. (dsc)

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