Dokumentation eines Feldversuches

Papierloses Arbeiten – geht das überhaupt?

Batterie leer, dumm gelaufen

Doch der Modus Operandi unseres Studenten hat nicht nur Vorteile. Das Lesen am Bildschirm missfällt mir noch immer. Und obwohl ich mehr als einmal versucht habe, Notizen wie Michael per Tablet aufzunehmen, komme ich immer wieder zum selben Schluss: Die Touchscreen-Tastatur ist zumindest für mich kein Ersatz für meinen Füller: zu langsam, zu mühselig und nicht zu gebrauchen, wenn ich gleichzeitig telefonieren will.

Ein weiterer, nicht unerheblicher Nachteil: Wann immer ich mit dem Werkstudenten zu Gesprächen unterwegs bin und wir nur digitale Unterlagen "dabei haben", beschleicht mich die Angst vor dem Daten-GAU. Was, wenn das Archiv mal nicht erreichbar oder kein Endgerät zur Hand sein sollte? Zwar ist das äußerst unwahrscheinlich, und selbst im Falle des Falles wäre ich letztlich auch nicht schlimmer dran als zuvor, wenn ich ein bestimmtes Dokument beispielsweise zu Hause vergessen hatte. Trotzdem versichere ich mich jedesmal vor der Abreise, dass wir ausreichend Ladekabel für Notebook, Tablet und Smartphone dabeihaben.

Unlängst ist es uns trotzdem passiert: Wir waren mit Ladekabeln, aber ohne Steckdosenadapter in Großbritannien unterwegs. Weil uns das erst nach Verlassen des Flughafens auffiel, konnten wir auch keinen Stecker mehr beschaffen. Also mussten wir mit einem fast leeren Notebook-Akku in eine Besprechung. Als ich meine vorbereiteten Gesprächsnotizen aus dem digitalen Archiv abrufen wollte, schaltete sich das Gerät ab: Batterie leer, dumm gelaufen. So etwas ist mir mit meinen Papierunterlagen nie passiert.

Fazit: papierlos ist machbar, aber kein Muss

Trotz dieser weniger guten Erfahrungen kann ich nicht bestreiten: Meinem jungen Kollegen gelingt der Verzicht auf Papier bis heute weitestgehend. Eingehende Unterlagen wandelt er in PDFs um, speichert sie im Archiv oder verschickt sie als E-Mail. Präsentationen zeigt er in Besprechungen nicht nur per Beamer, sondern auch auf dem Tablet. Und auch die täglichen Nachrichten liest er - nach eigener Auskunft -ausschließlich auf dem Tablet-PC.

Deshalb komme ich zu dem Schluss: Papierloses Arbeiten ist wirklich machbar - auch in meinem Geschäftsbereich. Unser Student hat es in seinem Feldversuch bewiesen. Auch wenn er es nicht geschafft hat, alles Papier loszuwerden, die paar Büroprozesse, die noch schriftliche Ausfertigungen und händische Unterschriften erfordern, könnten wir abschaffen - wenn wir wollten. Aber wir müssen nicht, und darüber bin ich letztlich durchaus froh. Denn ich arbeite weiterhin sehr gerne mit Stift, Papier und Haftnotizen. Und ich bleibe, bei aller Technikbegeisterung, weiterhin "pro Papier". Denn es hat für mich noch immer Vorteile, die ich auf keinen Fall missen möchte. (bw)