Orphan Works: US-Gericht lehnt Anti-Copyright-Klage ab

Eine Gruppe von Internet-Aktivisten um den umtriebigen Brewster Kahle hat vor Gericht eine entscheidende Niederlage erlitten. Die Bundesrichterin Maxine Chesney kam zu dem Schluss, dass der US-amerikanische Kongress das Recht hatte, die Dauer von Copyrights zu verlängern.

Kahle, der unter anderem das Internet Archive betreibt, versucht seit Jahren, ein öffentlich zugängliches Archiv des Netzes und anderer Medien aufzubauen. Er hatte darauf gehofft, dass demnächst viele Bücher und Filme aus den 1960er und 70er Jahren in die Public Domain übergegangen wären - was durch eine Gesetzesänderung verhindert wurde. Solche "Orphan Works" (= verwaiste Werke), beispielsweise Bücher, die zwar noch einem Copyright unterliegen, aber nicht mehr nachgedruckt werden oder öffentlich erhältlich sind, hätten Kahle und ähnlich Gesinnte gern wieder über das Netz der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Der Netzarchivar kündigte gestern an, gegen das Urteil in die Berufung gehen zu wollen. Er habe ohnehin damit gerechnet, den Streit in höheren Instanzen durchfechten zu müssen. Den eigentlichen Knackpunkt des Rechtsstreits, dass nämlich Copyrights durch die veränderte Rechtslage immer wieder automatisch erneuert werden, ohne dass dies der Rechteinhaber neu beantrage, sei überhaupt noch nicht adressiert worden.

"Schlüsselkomponente der Bezirksgerichtsentscheidung ist die Tatsache, dass die Richterin den Hauptaspekt des Falls nicht berücksichtigt hat, dass sich nämlich die Gestalt des Copyright-Rechts von Opt-in nach Opt-out verändert hat", beklagte Kahle. "Das hat dramatisch verändert, was alles unter Copyright fällt, und verändert auch massiv das, was man ins Netz stellen darf." (Thomas Cloer/doe)