Online-Sucht im Fokus der Psychiater
Hinter einer Online-Sucht verbergen sich oftmals Identitätsprobleme, Depressionen und Angststörungen. „Das Internet ist für viele Betroffene ein Weg, um vor Enttäuschungen und Problemen in eine Scheinwelt zu fliehen und sich von negativen Gefühlen abzulenken“, sagt Professor Dr. Karl F. Mann von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN).
Wenn Betroffene in der realen Welt nicht mehr über ihre Bedürfnisse sprechen und das soziale Umfeld allmählich zusammenbricht, kann die Online-Sucht zu einem Teufelskreis werden. „Betroffene und Angehörige sollten daher nicht zögern, einen Psychotherapeuten aufzusuchen“, rät Professor Mann. Schätzungsweise zehn Prozent der Internetbenutzer laufen Gefahr, eine Online-Sucht zu entwickeln. Bei einem Prozent der Benutzer liegt eine Online-Sucht vor. Zu den Risikogruppen zählen besonders Jugendliche unter 20 Jahren, Singles und Menschen über 50 Jahren.
Ärzte haben festgestellt, dass viele Betroffene zunehmend das Interesse an Familie, Freunden und auch ihrer Arbeit verlieren. Menschen mit einer Internet-Sucht richten oftmals ihren gesamten Tagesablauf so ein, dass sie möglichst viel Zeit online verbringen können. Sie werden unruhig, wenn sie davon abgehalten werden.
Erhebliches Suchtpotenzial haben die Online-Kommunikation (E-Mail, Chats, Foren, Blogs), Online-Spiele und pornografische Inhalte im Internet. Gemeinsam ist allen Formen der Online-Sucht, dass sich die Betroffenen immer stärker aus dem realen Leben zurückziehen.
Das Thema Computer-Sucht steht auf dem Programm der diesjährigen Jahrestagung (21.11. - 24.11., Berlin) der DGPPN. Im Rahmen eines Symposiums am 23. November (8.30 bis 10 Uhr) diskutieren die Experten über Ursachen, Folgen und Therapiemöglichkeiten dieser Erkrankung. (dsc)
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