Normen schreiben Praxis fest

Im September hat die ISO auf ihrer letzten Konferenz im US-Staat Virginia die lange erwartete zweite Version des Verkabelungsstandards "Customer Premises Cabling" verabschiedet. Die Norm definiert Kategorie-6- und -7-Komponenten, Link-E- und F-Verbindungen und legt die Parameter für Fiber-to-the-Desk-Modelle fest.

Von: Dr. Klaus Plessner

Gesetze für die Datenübertragung entstehen offenbar schneller als Normen für die Verkabelung. Obwohl Gigabit-Ethernet-Techniken auf der Basis von Kupferleitungen in Firmennetzen längst Einzug gehalten haben, sind erst vor wenigen Wochen die nötigen Standards festgeklopft worden, als die Arbeitsgruppe JTC 1/SC 25/WG 3 der ISO/IEC im September in der US-Stadt McLean tagte und die zweite Ausgabe der Norm "Customer Premises Cabling" oder kurz "ISO/IEC 11801" fertigstellte. Für den Anwender bedeutet das zunächst eine Bestätigung von Techniken, die ohnehin bereits gang und gäbe waren. Gleichzeitig erhöhen die Regelungen seine Investitionssicherheit. So sind Firmen bei der Auswahl ihrer passiven Infrastruktur nicht mehr an einen Hersteller gebunden, denn die Norm sichert, dass Leitungen unterschiedlicher Fabrikate zu einander kompatibel sind.

Die neuen Regeln erweitern das herkömmliche "Interconnect-TO-Modell", das bei der Etagenverteilung bislang den Ton angab. Es schloss fünf Komponenten ein, nämlich das Patchfeld mit dem Patchkabel, das Verlegekabel und die Anschlussdose mit dem Patchkabel zum Endgerät. Weil die Verbindung vom Switch zum Endgerät zwei Connector-Übergänge enthielt, einen im Patchschrank und einen an der Anschlussdose, hieß sie "Zwei-Connector-Channel". Durch Ergänzungen des Interconnect-TO-Modells im Verteilerbereich oder im Anschlussbereich hat die Normierungsgruppe auch Drei-Connector-Channels eingeführt; zum Beispiel die "Crossconnect-TO"-Variante oder "Interconnect CP TO". Dadurch wächst die Flexibilität des Anwenders beim Anschließen von Endgeräten.

CP steht dabei für "Consolidation Point" und bezeichnet ein Konzept, das den Administrator beim Managen der Etagenverteilung beweglicher machen soll. Eine solche Struktur kommt nach Anicht von Frank Weberbauer, Kabelspezialist beim Beratungsunternehmen Röwaplan, vor allem in Großraumbüros mit Raumteilern zum Tragen. Consolidation Points in der Zwischendecke versorgen je nach Bedarf verschiedene Anschlussdosen. Ein CP darf maximal zwölf Arbeitsgruppenbereiche versorgen. Welche Dosen am Netz hängen, bestimmt der Netzverwalter, der sie über ein Patchkabel oder ein Verlegekabel mit den Consolidation Points verbindet. Der Nachteil eines Drei-Connector-Channels, so Weberbauer: Im Vergleich zur Zwei-Connector-Variante erfordert sie mehr Sorgfalt bei der Installation der Verkabelungsstrecke. Mit steigender Anzahl von Komponenten, ist es schwieriger, die Wellenwiderstände der Teile aufeinander abzustimmen. Anwender von Mehrconnectorverbindungen sollten deshalb alle Komponenten von einem Hersteller beziehen.