Elternzeit

Nicht mehr als zwei Monate Vater-Pause

Mehr als zwei Monate Elternzeit wird Vätern nicht zugestanden. Dabei ist knapp sieben von zehn jungen Deutschen ein aufgeschlossener Arbeitgeber wichtig. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für acht von zehn Befragten ein Kriterium für den Job-Wechsel, zeigt eine Forsa-Studie.

"Samstags gehört Vati mir" - mit diesem Plakat trommelte der Deutsche Gewerkschaftsbund für den arbeitsfreien Sonnabend. 1956 war das. Seit dunnemals hat sich einiges getan: Samstag reicht wohl nicht mehr. 67 Prozent der jungen Deutschen (bis 29 Jahre) verlangen heute von ihrem Arbeitgeber eine "hohe Akzeptanz" für die Elternzeit. Das geht aus einer Forsa-Umfrage unter über 1.000 Bundesbürgern hervor. Auftraggeber der Studie ist Xing.

Demnach hält insgesamt eine knappe absolute Mehrheit von 53 Prozent aller Befragten eine hohe Akzeptanz der Elternzeit für zentral. Dass die jungen Deutschen diesen Schnitt nach oben ziehen, ist ein Hinweis auf die gesellschaftliche Entwicklung.

Ein Fakt, an dem kein Unternehmen mehr vorbeigehen kann, findet zumindest Volker Baisch. Er ist Geschäftsführer der Beratungsfirma Väter gGmbH. Der Diplom-Sozialwirt und zweifache Vater versteht sich als "Berater, Begleiter und Entwickler" von Unternehmen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit. Mit dem Status Quo ist Baisch nicht zufrieden. "Bei uns ist es so: Zwei Monate Pause sind inzwischen akzeptiert - aber dann soll man wieder voll einsatzfähig sein", sagt er über Männer, die sich dem Nachwuchs widmen wollen. Das sei aber nicht genug: Viele Männer wünschten sich, nach der Elternzeit mit reduzierter Stundenzahl zu arbeiten.

Immerhin sei diese "Auszeit" inzwischen weit verbreitet, so Baisch weiter. "Zumindest in den großen Unternehmen werden Väter mittlerweile komisch angeschaut, wenn sie überhaupt nicht in Elternzeit gehen", beobachtet er.

Baisch sieht hier das Management gefordert: "Wir brauchen mehr Vorbilder, auch aus den Führungsetagen. Es sollte selbstverständlich sein, dass junge Paare, Väter und Mütter, sich frei entscheiden können, wie sie Beruf und Familie vereinbaren können. Das ist in anderen Ländern, Holland etwa und natürlich auch in Skandinavien, mit ihren Teilzeit-Kulturen, ganz anders."

Das Stichwort Elternzeit ist nur ein Indikator für den Wertewandel. So erfragten die Forscher auch die Gründe für einen möglichen Jobwechsel. Immerhin 81 Prozent nennen hier auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wichtiger sind jedoch das gute Arbeitsklima (98 Prozent) und das Verhalten der Vorgesetzten (93 Prozent) sowie das Geld (85 Prozent).

Familie und Freunde wichtiger als Sport

Etwas allgemeiner formuliert ist eine Frage nach den Prioritäten der Erwerbstätigen in diesem Jahr. 84 Prozent wollen demnach mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen - das ist Prio Nummer Eins. Mit klarem Abstand folgen Fleiß und Disziplin auf den Plätzen zwei und drei: 74 Prozent der Befragten wollen mehr Sport treiben, 71 Prozent besser auf gesunde Ernährung achten.

Gut jeder Zweite (53 Prozent) erklärt außerdem, er wolle in diesem Jahr "mehr Erfüllung im aktuellen Job" finden. Über die anderen 47 Prozent lässt sich nun trefflich spekulieren. Haben sie diese Suche bereits aufgegeben? Oder finden sie bereits so viel Erfüllung, dass die Suche gar nicht nötig ist? Einen Hinweis könnte eine weitere Frage bringen. Sie bezieht sich allgemein auf die Zufriedenheit im Job. Fazit: 83 Prozent der Studienteilnehmer sind "eher" bis "sehr zufrieden".