NGI ist offline: Flatrate-Sterben geht weiter

Mit dem Hamburger Unternehmen Next Generation Internet (NGI) hat ein weiterer Anbieter vorläufig den Zugang zu seiner Flatrate eingestellt. NGI begründet die Abschaltung mit technischen Problemen, die auf Differenzen mit der Deutschen Telekom zurückzuführen seien.

Auf der Webseite des Unternehmens ist zu lesen: "Da es uns nicht möglich war, eine Einigung mit der Deutschen Telekom AG zu erzielen, kann eine Einwahl über unsere bisherige Einwahlrufnummer nicht mehr erfolgen". NGI befinde sich aber auf der Suche nach einem anderen Unternehmen, das die benötigte Netzinfrastruktur zur Verfügung stellen könne, heißt es weiter. Näheres will NGI im Laufe des Tages in einer ausführlichen Pressemitteilung bekannt geben.

Der Hintergrund für das vorläufige Ende der NGI-Flatrate dürfte in den so genannten Interconnection-Tarifen liegen. Anbieter eines Pauschaltarifs für den Internetzugang müssen diese Gebühren an die Telekom für die Nutzung der Leitungen bezahlen. Die Interconnection-Tarife werden auf Minutenbasis abgerechnet, obwohl die Flatrate-Kunden eine monatliche Pauschale bezahlen. Wie berichtet, will die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post die Durchleitungsgebühren aber senken.

Momentan sind im günstigsten Fall (Abendstunden und Wochenende im City-Bereich) 1,08 Pfennig pro Minute netto an die Telekom zu zahlen. Bei einer Flatrate zu 78 Mark wie bei NGI ergibt sich also rein rechnerisch schon nach knapp 90 Stunden im Monat ein Minus für den Anbieter. Dabei sind Kosten für Marketing, Support und sonstige Infrastruktur noch nicht eingerechnet. Die Masse der so genannten Power-User ist zudem über 100 Stunden im Monat online eingewählt.

Die Interconnection-Tarife können daher schnell ungeahnte Dimensionen erreichen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland forderte die Deutsche Telekom von NGI eine Nachzahlung von 20 Millionen Mark für die Nutzung ihrer Leitungen. Obwohl NGI die Telekom-Forderung letzte Woche noch zurückwies, schaltete das Unternehmen nach Leitungsproblemen einen neuen Internetzugang für seine Kunden. Nur: Die Flatrate-Nutzer sind davon ausgenommen. Sie können sich momentan nicht einwählen.

Nach dem Aus anderer konzernunabhängiger Flatrate-Anbieter wie Sonne, Surf1 oder Cisma bleiben den Vielsurfern in Deutschland damit nur wenige Alternativen. Flatrates gibt es inzwischen nur noch bei T-Online, AOL, Arcor und MobilCom. Die beiden letzteren setzen aber voraus, dass der Kunde auch seinen Telefonanschluss bei dem Unternehmen hat.

Näheres über die Gründe für das Scheitern vieler Anbieter des Internetzugangs zum Pauschaltarif lesen Sie im tecChannel-Report Flatrate-Sterben: Wer ist schuld? Weitere Informationen zu Flatrate-Anbietern wie NGI finden Sie hier. (jma)