Mitarbeiter allein im Büro

Neulich im.... Jahresgespräch

Alle Jahre wieder – so heißt es auch für die Jahresgespräche in Unternehmen. Für diese sollten sich Führungskräfte Zeit nehmen, was aber nicht immer der Fall ist, wie das Beispiel bei einem Münchner IT-Dienstleister zeigt.

Bei einem Münchner IT-Dienstleister mit rund 150 Mitarbeitern bittet die Personalchefin den Abteilungsleiter und den Projektmanager darum, in den nächsten Wochen mit einem anerkannten Mitarbeiter das Jahresgespräch zu führen. Beiden fallen keine wirklichen Beispiele ein, die für ein besonderes Lob oder gar Kritik Anlass geben. "Passt scho!" ist ihre zusammenfassende Beurteilung zur Arbeitsweise und zum Projekterfolg des Mitarbeiters. Da beide das Jahresgespräch am liebsten möglichst schnell hinter sich bringen wollen, einigen sie sich darauf, dass nur einer von ihnen den Termin wahrnimmt.

Wenn der Chef den Mitarbeiter sitzen lässt

Inzwischen ist einige Zeit vergangen, der Jahresendspurt zieht an und die Firma will noch wichtige Aufträge ins Ziel bringen. Der Abteilungsleiter macht sich an einem Morgen auf den Weg zu einem großen Kunden. Auch der Projektmanager fährt mit dem Auto los, um vor Jahresende noch ein größeres Projekt abzuschließen. Auf halbem Wege erkennt er den entgegenkommenden Wagen des Abteilungsleiters, der ihn freundlich per Lichthupe grüßt.

Der Frust ist groß, wenn der Chef zum Jahresendgespräch nicht kommt.
Der Frust ist groß, wenn der Chef zum Jahresendgespräch nicht kommt.
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Nett, denkt sich der Projektmanager und gleichzeitig kommen ihm Zweifel: Sollte der Abteilungsleiter nicht beim Jahresgespräch mit dem Mitarbeiter sein? Warum ist der Abteilungsleiter dann mit dem Wagen unterwegs? Kurzerhand ruft er auf dem Handy seines Chefs an und es stellt sich heraus, dass beide den Termin vergessen beziehungsweise sich jeweils auf den anderen verlassen haben. Der Mitarbeiter sitzt im Konferenzraum und wartet.

So kann es gehen, wenn eine gründliche Vorbereitung auf das Mitarbeitergespräch zur Nebensache wird. Der Abteilungsleiter und der Projektmanager sind zwar mit dem Mitarbeiter zufrieden, aber ist es der Mitarbeiter auch?

Gerade im Markt der mittelständischen Unternehmen ist der Wettbewerb um Fachkräfte sehr hoch. Anerkennung und Wertschätzung durch die direkte Führungskraft sollten daher die zentralen Motive der Mitarbeitergespräche sein. Beim intensiven Austausch am Ende des Jahres hat der Mitarbeiter zusätzlich die Gelegenheit, etwaige Unstimmigkeiten an seinem Arbeitsplatz zu klären oder seine Motivation für neue Aufgaben aufzuzeigen.

Dass ein solcher Termin nicht unter den Tisch fällt, versteht sich von selbst. Vor allem gehört eine gründliche Vorbereitung der Führungskraft dazu, um Mehrwerte für das kommende Jahr der Zusammenarbeit zu schaffen.

  • Welche fachlichen Kompetenzen wird der Mitarbeiter weiterentwickeln?

  • Wie kann das Unternehmen den Mitarbeiter seinen Stärken und Erfahrungen entsprechend einsetzen?

  • Wie kann die Führungskraft das Arbeitsumfeld so verändern, dass der Mitarbeiter bessere Ergebnisse erreicht?

All das sind Aspekte, die im Vorfeld des Gesprächs durchdacht und geplant werden müssen. Eines ist klar: Ob die Führungskräfte sich wirklich für ihn interessieren, merkt der Mitarbeiter sehr schnell. So ist das Jahresgespräch ein wichtiger Teil für die langfristige Bindung von Mitarbeitern.
*Wolf-Peter von Zobeltitz, Head of Human Resources, PMCS.helpLine Software Gruppe