Neues Gebührensystem: US-Online-Radiosendern wie Pandora droht das Aus

"Das macht dann bitte 3,5 Millarden Dollar"

Komplett irrsinnig wird das Ganze, wenn man die Auswirkungen der neuen Gebühren auf Dienste wie pandora.com betrachtet. Dort können Anwender nach bestimmten Künstlern oder Musiktiteln suchen. Der Service erstellt aus diesen Vorgaben personalisierte Musik-Kanäle, die dem jeweiligen Geschmack der Anwender entsprechen (sollen). Jeder Nutzer kann dabei bis zu 100 eigene Sender erstellen. Dies würde laut Hanson bedeuten, dass pandora.com über 3,5 Milliarden Dollar an Gebühren zahlen müsste. Aus Sicht von Hanson drängt die neue Gebührenstruktur Online-Radios komplett aus dem Geschäft.

Soundexchange-Sprecher Willem Dicke widerspricht dieser Darstellung und erläutert, warum aus seiner Sicht eine Neustrukturierung der Gebühren nötig geworden ist. So stiegen die Werbe-Umsätze von Online-Radiosendern von geschätzten 50 Millionen Dollar im Jahr 2003 auf 500 Millionen Dollar im vergangenen Jahr. "Wir sehen dies als faire und ausgewogene Entscheidung", so Dicke.

Pandora-Gründer Tim Westergren hält in seinem Blog dagegen: "Dies ist eine absolut lächerliche Entscheidung, die jede Form von Internet-Radio unwirtschaftlich macht." Und weiter: "Die Probleme der Musikindustrie haben nichts mit Online-Radios zu tun und diese zu töten wird ihrem Geschäft weiter schaden und nicht helfen."

Joe Kennedy, CEO von Pandora, pflichtet bei: "Diese Gebühren sind desaströs. Ich kenne kein Internet-Radio, das daran glaubt, sein Geschäft unter diesen Vorgaben weiter aufrecht erhalten zu können. Der einzige Grund, weshalb die Dienste nicht sofort abgeschaltet werden ist der Glaube daran, dass die Rationalität letztlich obsiegen wird, entweder durch eine Berufung oder durch Eingriff des Kongresses. Bleibt es bei diesen Tarifen, könnten Satelliten- und normale Radiosender alles sein, was übrig bleibt. Herkömmliche Radiosender müssen diese Gebühren nicht bezahlen und im Vergleich zu Satelliten-Sendern müssten Online-Radios vier bis fünf Mal mehr bezahlen."

Doch neben Wirtschaftsunternehmen wären auch non-profit-Organisationen wie der Sender KCRW in Santa Monica, Kalifornien, betroffen. Die Station gehört zum National Public Radio, muss keine Steuern abführen, überträgt sein Programm aber per Stream ins Internet. Auch hier würde die 500-Dollar-Flatrate-Gebühr pro Kanal zuschlagen, was laut KCRW im Jahr 2006 immerhin 138.000 Dollar ausgemacht hätte. Für das Jahr 2007 wären es 188.000 Dollar. Der Sender steht nun vor der Frage, ob es nötig sein wird, sein Programm nur noch registrierten Mitgliedern online zugänglich zu machen. Dies würde aber dem Anspruch von KCRW als öffentlicher Sender widersprechen. (PC-Welt/mja)