Neues Gebührensystem: US-Online-Radiosendern wie Pandora droht das Aus

Bislang mussten US-Online-Radiosender einen prozentualen Anteil an ihren Umsätzen an die Musikindustrie abführen, damit sie ihr Programm legal per Internet übertragen dürfen. Diese Vereinbarung ist nun ausgelaufen. Das neue Gebührensystem könnte für viele Stationen das Ende bedeuten, da die Zahlungen um einiges höher liegen.

Alte Regelung ausgelaufen

Im Jahr 2002 einigten sich die US-Online-Radiosender und die US-Musikindustrie auf ein einfaches Lizenzgebührensystem. Demnach müssen reine Online-Sender 12 Prozent ihres Umsatzes an "Soundexchange" abführen, eine Organisation, die von der Recording Industry Association of America (RIAA) eingerichtet wurde und an die die Gebühren für die Künstler und Musikfirmen gezahlt werden muss. Diese Vereinbarung ist nun jedoch ausgelaufen und ein neues System an Stelle des alten Modells getreten, berichten unsere Kollegen der Computerworld.

Nach einer Vorgabe des Copyright Royalty Board of the Library of Congress werden die prozentualen Umsatzbeteiligungen nun auf eine Gebühr umgestellt, die pro Song und pro Hörer abgerechnet wird. Betroffen von dieser Umstellung sind reine Online-Radiosender, digitale Music-Stations wie pandora.com und traditionelle Radiosender, die ihr Programm auch über das Internet streamen.

Das neue Gebührensystem liest sich wie folgt: Für das Jahr 2006 werden für einen Song pro Hörer 0,0008 Dollar fällig, 2007 0,0011 Dollar, 2008 0,0014 Dollar, 2009 0,0018 Dollar und im Jahr 2010 0,0019 Dollar. Anbieter mehrerer Musik-Channel wie pandora.com zahlen eine Flatrate in Höhe von 500 Dollar pro Kanal und pro Monat. Mit dieser Gebühr ist aber nur eine bestimmte, nicht näher definierte Stundenzahl verbunden. Hört ein Anwender einen Kanal länger, werden höhere Gebühren fällig.

Kurt Hanson, der in Chicago das Online-Radio accuradio.com betreibt, erklärte, dass er nach der alten Regel 48.000 Dollar an Gebühren zahlen musste, nach der neuen Regel würden für das Jahr 2006 600.000 Dollar anfallen. "Damit sind wir bankrott", so Hanson. Und in der Tat: Stimmen die Angaben Hansons, müsste er auf seinen Jahresumsatz noch mal 50 Prozent drauflegen, um die neuen Raten zahlen zu können. Laut Hanson prüfen verschiedene Betreiber von Online-Radiostationen, wie sie weiter vorgehen können. Denkbar sei eine Berufung gegen die Entscheidung des Copyright Royalty Board of the Library of Congress.