Neuer Versuch der Platten-Labels mit MP3

Bisher war dem Musikvertrieb im Internet wenig Erfolg beschieden, kostenpflichtige Downloads fanden kaum Akzeptanz bei den Surfern. Die Platten-Labels Maverick Records und Vivendi Universal starten nun einen neuen Versuch: Sie bieten die MP3-Datei einer brandneuen Single für 99 US-Cent ohne Kopierschutz an.

Seit gestern ist die Dance-Version von "Earth" von Meshell Ndegeocello auf den Web-Sites von Vivendi Universal zu finden. Dazu gehören auch bekannte Seiten wie MP3.com oder Rolling Stone. Das Lied ist eine Vorabauskopplung des neuen Albums "Cookie: The Anthropological Mixtape", das am 4. Juni veröffentlicht wird. Das Download-Angebot gilt bislang nur in den USA, dies berichtet die Computerwoche.

Der Musikvertrieb per MP3 war den Platten-Labels bislang eher ein Dorn im Auge und wurde nur selten als Marketing-Instrument genutzt. Das Datenformat (Details finden Sie hier), das Musik auf rund ein Zehntel der ursprünglichen Größe komprimiert, leistet nach Meinung der Plattenindustrie und der meisten Musiker dem illegalen Kopieren Vorschub. So sind die CD-Verkäufe weltweit in den vergangenen zwei Jahren um fünf Prozent gesunken. Die Musikindustrie macht dafür den Austausch über das Internet und Peer-to-Peer-Tauschbörsen wie Napster verantwortlich. Laut der International Federation of Phonographic Industries (IFPI) seien im vergangenen Jahr illegale Musikkopien im Wert von über vier Milliarden US-Dollar verkauft worden, Online-Piraterie nicht mitgerechnet.

Vor diesem Hintergrund ist der Versuch der beiden Labels, die Künstler wie Madonna oder Sting unter Vertrag haben, innovativ. Der Erfolg des Marketing-Manövers ist laut Phil Benyola, Research Associate des amerikanischen Investment-Unternehmens Raymond James Financial, jedoch sehr fraglich: "Ich denke, die verkauften MP3s lassen sich an einer Hand abzählen. Sobald jemand die Datei hat, wird sie über die Peer-to-Peer-Netze gratis verteilt."

Die Plattenfirmen haben gemeinsam verschiedene Anstrengungen unternommen, den illegalen Online-Vertrieb mit diversen Kopierschutzsystemen zu unterbinden. Damit gehen allerdings meist auch Einschränkungen für die Kunden einher, da sich geschützte CDs nicht auf allen Playern problemlos abspielen lassen. (Computerwoche/fkh)