Neue Web-Messung: Zeit ist Geld

Die Marktforschungsagentur Nielsen/Netratings passt sich modernen Gepflogenheiten an: Künftig zählen nicht mehr allein die Klicks im Web, sondern die Zeit, die der Surfer auf einer Seite verbracht hat.

Als Reaktion auf den Erfolg des Web 2.0 und seiner Technologien wie Ajax und Video-Streaming hat die Agentur Nielsen/Netratings eine neue Ära in der Messung von Webseitenzugriffen eingeläutet (PDF-Datei). Künftig stehen nicht mehr die reinen Klicks an erster Stelle, sondern die von den Surfern auf einer Seite tatsächlich verbrachte Zeit. Hintergrund ist die Tatsache, dass moderne Webseiten ihre Inhalte verändern können, ohne dass die gesamte Seite neu geladen (und neu gezählt) wird. Hinzu kommt die steigende Nutzung von Online-Musik und -Videos: Hier sitzt der Surfer minutenlang vor einer Seite, was indes nur als ein Klick gezählt wird.

Irrelevant seien Klicks als Messgröße auch in Zukunft nicht, berichtet Nielsen. Allerdings sei der Klick als Einheit nicht mehr genau genug, um die heutige Webnutzung adäquat zu messen. So hat MySpace rund zehn mal so viele Zugriffe wie YouTube, aber die Zahl der auf MySpace gesurften Minuten ist nur drei mal so hoch wie bei YouTube. Wenn die Surfdauer in der Messung berücksichtigt würde, hätten es Werbetreibende leichter, ihre Anzeigen gezielter zu schalten, so die Argumentation der Vermesser. Der Wechsel der Berechnungsmodelle wird sich umgehend auf die Ranglisten der "größten" Websites auswirken. So profitiert AOL dank seines populären Instant Messengers von der Umstellung. Google hingegen wird verlieren, da die Surfer dort nur für eine kurze Dauer verweilen, bis sie von den Suchergebnissen auf andere Seiten getragen werden. (Computerwoche/hal)