Neue Exchange-Programmierschnittstellen

SMTP-Dienst

Als Exchange entwickelt wurde, wurde in der Messaging-Welt an der Ablösung von SMTP gearbeitet. X.400 galt damals als das Protokoll der Zukunft, welches als Basis von Exchange hergenommen wurde. Durch den Siegeszug des Internets gelang SMTP aber ein Comeback, und heute ist es das dominierende Protokoll. Dementsprechend war der SMTP Connector ursprünglich nur als Zusatz erhältlich. Mit den 2000er Versionen von Exchange basierte die SMTP-Übertragung dann im Kern auf dem SMTP-Dienst des Internet Information Server, war also immer noch eine Art Zusatzkomponente. Mit Exchange 12 soll dieser Teil nun komplett überarbeitet werden und bekommt dabei auch vollkommen neue Schnittstellen. Die Transport Event Sinks des SMTP-Dienstes gehören damit der Vergangenheit an. An deren Stelle tritt die neue Transport Agent API.

Ähnlich wie heute in CDO wird es auch bei der neuen API mehrere Zugriffsmöglichkeiten auf eine E-Mail in verschiedenen Abstraktionsebenen geben. Übliche Nachrichtenbestandteile, wie Kalender und Kontakte werden wohl als eigene Nachrichtenobjekte verfügbar sein, auf die auch ein Low-Level-Zugriff möglich ist.

Nachrichtenspeicher

Heute ist der Zugriff auf in Exchange gespeicherte Nachrichtenobjekte auf verschiedene Schittstellen wie MAPI, CDO und WebDAV möglich. Die Programmierung ist teilweise auf verschiedene Arten gleichwertig möglich, wobei eine geringe Änderung des Konzepts aber einen Wechsel der Schnittstelle erfordern kann. In Exchange 12 sollendiese Schnittstellen, jedenfalls soweit es sich um serverseitig gespeicherte Nachrichten handelt, durch eine Web Service-API ersetzt werden. Dies wird wohl auch zu einer Neuprogrammierung von Outlook Web Access (OWA) führen, da WebDAV als Basis des heutigen OWA ebenfalls als „deemphasized“ eingestuft ist.

Web Services sind ein seit längerem etabliertes Programmierkonzept und Kernbestandteil von .NET. Sie stellen Funktionsaufrufe auf einem entfernten Rechner dar. Die Beschreibung inklusive der notwendigen Parameter wird in Form einer XML-Datei über das Webprotokoll HTTP an den Server übermittelt. Web Services sind speziell für den Programmierzweck entwickelt. Visual Studio .NET bietet heute vielfältige Unterstützung für die Entwicklung von Anwendungen, die auf Web Services zugreifen.

Das bislang verwendete WebDAV-Protokoll ist hingegen eine immer stärker verbogene Variante des Übertragungsprotokolls HTTP. Entwickler müssen sich deshalb zurzeit mit durch lange URLAdressierung kaum durchschaubaren Programmtexten abkämpfen und finden in den Entwicklungsumgebungen nur wenig Unterstützung für diese Art der Programmierung. Die Entwicklung von Messaging-Anwendungen auf Basis von Web Services sollte sich deshalb mit E12 deutlich einfacher gestalten.