Napster muss 135.000 Songs sperren

Der Countdown läuft. Napster muss bis spätestens Mittwochabend 135.000 Songs aus seinem Angebot nehmen. Nach Medienberichten vom Sonntag hatte die Musikindustrie Napster die Liste der urheberrechtlich geschützten Musiktitel am Freitagabend Westküstenzeit übergeben.

Bundesrichterin Marilyn Hall Patel hatte in der vergangenen Woche in San Francisco verfügt, dass die MP3-Tauschbörse die betreffenden Titel nach Erhalt der Liste binnen 72 Stunden streichen muss. Da das Wochenende nicht mitgerechnet wird, läuft die Frist somit am Mittwochabend ab. Die Liste enthält die Titel der Songs, den Namen der Künstler sowie die Copyrightnummer.

Die weltweit größten Plattenfirmen hatten Napster wegen Piraterie verklagt. Sie fordern Schadensersatz, der sich auf mehrere Milliarden Dollar belaufen könnte. Mit dem vor kurzem beschlossenen Urteil bestätigte die Richterin einen Beschluss vom Juli 2000. Damals hatte sie Napster zur Wahrung der Urheberrechte von Künstlern und Produzenten verpflichtet.

Die Internet-Tauschbörse hatte am letzten Wochenende damit begonnen, Filter für Copyrightmaterial einzusetzen, um einem Verbot zuvorzukommen. Wie bereits berichtet, ist aber eine zielgerichtete Filterung durch das offene Dateiformat MP3 allein schon sehr schwierig. Mittlerweile gibt es auch Tools, mit denen sich der Napster-Filter knacken lässt.

Die Programmierer von Aimster haben eine Software entwickelt, die das Kopierverbot für urheberrechtlich geschützte Werke umgeht. Das Plugin namens Pig Encoder verfremdet die Namen der MP3-Dateien durch das Vertauschen von Buchstaben, so dass der Napster-Filter keine Chance hat, den tatsächlichen Liedtitel zu erkennen. Daher kann der Filter auch keine Übereinstimmung mit der Index-Liste der Musikindustrie erkennen. Die Folge: Die MP3-Dateien sind weiterhin zum Tausch freigegeben. (jma)